FORSCHUNG_4 | Kap. I + II
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I.  Einführung

TRUEQUE
No hay dinero, no hay plata, non c'e soldi, no money,
no hay un cobre, no hay pasta, no hay un mango,
no hay vento.
Se ha vaciado la lata, se ha agujereado el bolsillo,
se ha empeñado el anillo, se venció el documento.
Por eso señor: Yo le cambio esta guitarra por
el gorro y la bufanda que su esposa le tejió
con la aguja, con la lana que una chica en la otra
cuadra por su radio le cambió.
Y si Usted me pide le regalo mi esperanza,
si la suya no le alcanza porque a mi me sobra hoy.
No hay dinero, no hay plata, hay carteras vacías,
rotas las alcancías, las tarjetas en cero.
No hay para hoy ni mañana moneditas ni cheques,
me empujaron al trueque como en mil setecientos.
Por eso señor: Si le doy cuatro canciones no me
cuenta sus amores y los sueños que olvidó.
Que tal vez trocando heridas por sus ganas,
por las mías, se consiga algo mejor.

Lied von Ignacio Copani



“No hay dinero” – “es gibt kein Geld”. Dieser Satz ist für Millionen Argentinier seit einigen Jahren die zentrale Sorge ihres alltäglichen Lebens. Arbeitslosigkeit und Armut im Land am Río de la Plata sind größtenteils die Folgen einer fehlerhaften Wirtschaftspolitik in den Neunzigerjahren. Seit 1998 befindet sich Argentinien dadurch in einer wirtschaftlichen Krise, die 2002 extreme Ausmaße annahm und rund die Hälfte der Argentinier zu einem Leben in Armut verbannt hat. In diesem Kontext begannen Tausende, später Millionen, Zuflucht in den zahlreichen Tauschclubs zu suchen, die sich ausgehend von Buenos Aires in Privatinitiative im ganzen Land bildeten und zum Großteil zu landesweiten Netzwerken zusammenschlossen. Das Funktionsprinzip dieses Tauschhandels (im Spanischen: „Trueque“) ist einfach: Die Mitglieder produzieren und konsumieren zugleich und werden daher in einem neuerfundenen Wort als „Prosumenten“ bezeichnet. Jeder muss im Tauschclub, der in Argentinien auch als „Nodo“ bezeichnet wird, Produkte oder Dienstleistungen anbieten, um Tausch-Tickets, die sogenannten „Créditos“zu erhalten, mit denen er selbst wiederum Leistungen anderer Prosumenten erwerben kann. Den neuen Mitgliedern wird eine bestimmte Summe an Créditos als Startkapital zugeteilt, mit dem sie anfangen können. Die Bezeichnung Trueque bzw. Tauschhandel trifft genau genommen also nicht zu, da das System über eine eigene Währung verfügt, wodurch es über die einfache Form des Direkttausches hinausgeht und gewissermaßen zu einer hochentwickelten Form des Tauschhandels wird. Bis 2002 war in den Tauschmärkten fast alles zu haben, und so wurde dieses System zu einer realen und lebensnotwendigen Alternative für einen beachtlichen Teil der Bevölkerung. Neben der normalen Wirtschaft war ein paralleler, nicht unbedeutender informeller Wirtschaftskreislauf mit eigener Währung entstanden. Diese Parallelökonomie stellte einerseits einen eigenständigen Markt dar, war gleichzeitig aber z.B. durch die Teilnahme zahlreicher Unternehmen auch mit der regulären Wirtschaft eng verbunden. Gegen Ende des Jahres 2002 erfuhr das Tauschsystem einen abrupten Einbruch und befindet sich derzeit erneut in der Aufbauphase.

Das Modell des argentinischen Trueque steht in der Tradition zahlreicher Tausch- und Parallelwährungssysteme weltweit. Bei ihrer Betrachtung fällt auf, dass sie vor allem in Krisenzeiten Aufschwung nahmen und große Erfolge erzielten. Bereits während der Weltwirtschaftskrise in den Dreißigerjahren sorgte unter anderem die österreichische Gemeinde Wörgl mit einem eigenen lokalen Notgeld für Schlagzeilen, mit dessen Hilfe die hohe Arbeitslosenquote der Gemeinde binnen eines Jahres um ganze 25% reduziert werden konnte. In den ersten Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkriegs wurden vor allem im Südwesten Deutschlands zahlreiche Tauschringe gegründet, die entweder in Form des Direkttausches oder über Tauschbons funktionierten und zur Verbesserung der Versorgungslage eines großen Teils der Bevölkerung beitrugen.
Auch heute erfreuen sich Tauschringe und andere Parallelwährungsexperimente wachsender Beliebtheit, gerade auch in den industrialisierten Ländern, wo ein immer größerer Teil der Erwerbsbevölkerung von Arbeitslosigkeit betroffen ist, gleichzeitig aber staatliche Unterstützungsleistungen kontinuierlich abgebaut werden.

Der argentinische Trueque aber ist in seinem Umfang bislang das weltweit größte Projekt. Die positive Resonanz, welche die Erfolge dieses Systems in den argentinischen und internationalen Medien hervorriefen, gaben den Anstoß für diese Arbeit. Da es unmöglich war, von Deutschland aus an umfassende und aktuelle wissenschaftliche Literatur zu gelangen und sich der Trueque auch in Argentinien noch im Analysierungsprozess befand, wurde schnell klar, dass sich dieses Thema nur durch Feldforschung vor Ort bearbeiten lassen würde. Dies begründete einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Argentinien, der dank der finanziellen Unterstützung des DAAD von Mai bis Juli 2003 stattfinden konnte. Ziel war es, vor allem zwei Fragen zu beantworten: Inwieweit konnte der Trueque bis zu seinem Zusammenbruch den Teilnehmern in einer Zeit, in der sie vermehrt gezwungen waren, nach neuen Wegen zu suchen, um sich auch außerhalb der normalen Marktwirtschaft ihren Lebensunterhalt zu verschaffen, Möglichkeiten bieten, die sie im herkömmlichen Wirtschaftssystem nicht mehr hatten? Worin liegen aber auf der anderen Seite die Grenzen und Probleme dieser Parallelökonomie, die gerade in der extremen Krisensituation des Jahres 2002 verhinderten, dass das System für seine Nutzer eine stabile und dauerhafte Alternative zur regulären Wirtschaft werden konnte?
Zum Zeitpunkt der Untersuchung Mitte 2003 war der Tauschhandel bereits nur mehr in deutlich reduziertem Umfang zu beobachten. Daher bestand die methodische Vorgehensweise vor Ort überwiegend aus ausführlichen Gesprächen mit Prosumenten und Organisatoren des Trueque sowie Wissenschaftlern, wodurch es möglich wurde, auch retrospektiv ein differenziertes Bild über Ereignisse, Erfolge und Schwierigkeiten des Tauschhandels zu erhalten. Zudem brachte die Beobachtung einiger noch existierender Tauschclubs aufschlussreiche Gesichtspunkte zum Vorschein. Die Interviews wurden mit insgesamt 21 Personen aus Buenos Aires, Mendoza, Santiago del Estero Capitál und Frías (Provinz Santiago del Estero) geführt. Auf Veranstaltungen und Seminaren konnten weitere Gespräche mit zahlreichen Personen auch aus anderen Provinzen geführt werden, welche die bereits vorhandene Information bestätigten und ergänzten. Allen Gesprächspartnern sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Trueque in Argentinien selbst konzentriert sich auf wenige Forscher bzw. Institute. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Instituto del Conurbano der Universidad Nacional de General Sarmiento, das unter der Leitung von Professor José Luis Coraggio eine umfangreiche Sammlung an Materialien wie Zeitungsartikeln und Veröffentlichungen zusammengetragen und einen wichtigen Beitrag zur Analyse des Tauschhandels geleistet hat. Inés González Bombal und Fabiana Leoni, beide Mitarbeiterinnen des Instituts, führten selbst Untersuchungen in Tauschclubs durch, die insbesondere aus soziologischer Sicht sehr wertvoll sind.

Im Rahmen dieser Arbeit steht die mikroökonomische Perspektive im Mittelpunkt, also die einzelnen Prosumenten, ihr Umfeld und ihre Aktivitäten im Trueque. Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel. Das erste Kapitel analysiert die argentinische Wirtschaftskrise und ihre Folgen für die Bevölkerung und stellt den durch die Krise bedingten Aufschwung des Trueque sowie die Funktionsweise des Tauschsystems dar. In den beiden folgenden Kapiteln werden die Ergebnisse des Forschungsaufenthaltes vorgestellt und interpretiert. Dabei wird vor allem Wert darauf gelegt, die Gesprächspartner, die im Rahmen dieser Arbeit befragt wurden, selbst sprechen zu lassen, um ein realistisches Bild ihrer persönlichen Situation und ihrer Erfahrungen mit dem Trueque zu vermitteln. Zunächst werden die Möglichkeiten erörtert, welche die Parallelökonomie bis zu ihrem Einbruch den Prosumenten zur Bewältigung ihrer wirtschaftlichen Notlage bot. Hier stehen die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen sowie Beschäftigung und Arbeit im Mittelpunkt, aber auch wichtige soziale Aspekte finden Berücksichtigung. Das letzte Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten Grenzen und Probleme des Tauschsystems, die auch wesentlich zu seinem Zusammenbruch beitrugen. Abschließend erfolgt eine Gesamtbetrachtung der Möglichkeiten und Grenzen des Trueque und es wird versucht, einen Rahmen abzustecken, in dem der Trueque auch in Zukunft eine sinnvolle Ergänzung der herkömmlichen kapitalistischen Wirtschaft sein kann.


II. Trueque – Parallelökonomie in der argentinischen Wirtschaftskrise

1.  Die Wirtschaftskrise Argentiniens – Hintergründe und Ausmaß

1.1  Die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik der Neunzigerjahre

Die tiefe Wirtschaftskrise, die Argentinien seit 1998 erlebt, ist das Resultat einer längeren Fehlentwicklung, deren Ursachen in der Kombination verschiedener Faktoren liegen. Die Wirtschaftspolitik der Neunziger stand im Zeichen einer radikalen Öffnung nach außen, der Einführung des Currency-Boards und einer großen Privatisierungswelle. 1991 wurde der argentinische Peso ($) im Verhältnis 1:1 an den Dollar (US$) gebunden. Dadurch wurde zunächst eine Antwort auf die zuvor herrschende Hyperinflation und Währungsinstabilität gefunden und das Vertrauen ausländischer Investoren erzielt. In Verbindung mit einer drastischen Privatisierungswelle und weiteren Wirtschaftsreformen trat die Wirtschaft bis 1994 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 7% jährlich [1] in eine Boomphase ein, die sich nach der Unterbrechung durch die Auswirkungen der mexikanischen Tequila-Krise 1995 noch bis 1997 fortsetzte.

Gleichzeitig aber hatten die wirtschaftspolitischen Maßnahmen verheerende Auswirkungen. Das Currency-Board bewirkte eine zunehmende Überbewertung des Peso [2]. Dadurch verteuerten sich zum einen die Exportwaren, während sich die Importwaren relativ dazu verbilligten [3]. Hinzu kam der abrupte Abbau protektionistischer Schutzmechanismen im Zuge der wirtschaftlichen Liberalisierung. Die argentinische Industrie verlor durch die billige ausländische Konkurrenz große Binnenmarktanteile, gleichzeitig sank ihre Wettbewerbsfähigkeit im Exportbereich durch die hohen Preise. [4] Die Produktivitätssteigerung zur Anpassung an den verstärkten Konkurrenzdruck machten Einsparungen im Personalbereich unumgänglich. Bereits seit 1993 war daher trotz der enormen Wirtschaftsleistung ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu beobachten, die, durch die Tequila-Krise verschärft, 1995 auf 17,5% anstieg. Durch die Ansiedlung großer multinationaler Konzerne wurden viele kleine und mittlere Unternehmen unrentabel und zur Aufgabe gezwungen. Daneben trug auch die rasche Privatisierung sämtlicher staatlichen Unternehmen zur Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation bei. [5] Ab 1995 sank die Wettbewerbsfähigkeit zunehmend durch die Aufwertung des Dollars, der 2001 seinen Höchststand erreichte, und die gleichzeitigen Abwertungen in Mexiko (1995), wichtigen asiatischen Ländern (1997), Russland (1998), Brasilien (1999) sowie den Wertverlust des Euro. [6] Das Ergebnis war die Verschärfung der Deindustrialisierung durch eine Importschwemme (vgl. Tabelle, S. 10), die Abwanderung ausländischer Produzenten nach Brasilien und ein weiterer Beitrag zur Erhöhung der Arbeitslosigkeit, die 2001 erneut bei 17,4% lag.[7]

Parallel zur Arbeitslosigkeit verschlechterte sich eine ganze Reihe sozialer Indikatoren. Der Abbau der Industrie ging vor allem nach 1995 einher mit einer zunehmenden Unterbe- schäftigung und Informalität der Arbeitsverhältnisse. Viele suchten mit der Selbständigkeit im informellen Sektor einen Ausweg aus der angespannten Arbeitsmarktsituation, gründeten kleine Läden, Kioske oder stellten in Form von Kleinstunternehmen Kleidung, Nahrungsmittel oder Kunst- handwerk her bzw. boten Dienstleistungen wie Auto- reparaturen oder Malerarbeiten an. Hinzu kam ein Lohnverfall auf dem Arbeitsmarkt, der sich mit der Krise ab 1998 weiter zuspitzte, mit dem Ergebnis, dass 2001 mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer weniger als 400 Peso ($) pro Monat verdiente. [8] Die großen Einkommenseinbußen breiter Bevölkerungsschichten führten zu einer verstärkten Einkommens- und Vermögenspolarisierung und einem rapiden Verarmungsprozess. [9] Vor allem die Mittelklasse, die, anders als in den meisten lateinamerikanischen Ländern, vormals den Großteil der argentinischen Bevölkerung ausgemacht hatte, glitt zunehmend in Armut ab. Während im Oktober 1993 17,8% der Argentinier unterhalb der Armutsgrenze lebten, war es im Oktober 2001 mit 35,4% bereits ein Drittel der Bevölkerung. Die Betroffenen dieser sogenannten „Nueva Pobreza“ [10], der neuen Armut, hatten zwar in der Regel noch die Möglichkeit, ihren Grundbedarf an Lebensmittel und (eingeschränkt) Kleidung zu decken, doch hatten sie bereits größere Probleme, mit den ihnen noch verbleibenden Einkünften die Rechnungen für Wasser, Strom, etc. zu zahlen. Viele mussten ihre Häuser und Autos verkaufen und hatten nur mehr eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten, was sich auch auf ihre sozialen Kontakte auswirkte. In extremer Armut lebten 12,2% der Argentinier. Sie waren unfähig, selbst ihre Grundbedürfnisse an Nahrungsmitteln zu decken (vgl. Grafik S. 8). [11]

Die kontinuierliche Abnahme der Kaufkraft im Volk bedeutete ein Absinken des Konsums (2001: -5,8%) und damit den Rückgang des Binnenmarktes zusätzlich zum schwierigen Exportmarkt und den externen Schocks durch die Asien- und Brasilienkrise. Die staatliche Haushalts- und Fiskalpolitik war überdies zu radikalen Einsparungen gezwungen, um das enorme Leistungsbilanzdefizit und die wachsende Auslandsverschuldung in Griff zu bekommen [12]. Der Rückgang des öffentlichen Konsums wirkte sich prozyklisch auf das Wirtschaftsgeschehen aus und trug zur Verschlimmerung der Krise bei.

Die prekäre Lage der Staatsfinanzen kulminierte Ende 2001 in einer Finanz- und Bankenkrise und der Erklärung der Zahlungsunfähigkeit über die enorme Auslandsverschuldung von 144.000 Millionen Dollar [13]. Die Antizipation dieses Konkurses führte im November zu einem Run auf die Banken [14], auf den die Regierung mit einer Einschränkung der Bargeldauszahlungen auf 250$ pro Woche und Konto und der Einfrierung der Sparguthaben (sogenannter „Corralito“) reagierte [15]. Daraufhin kam es landesweit zu heftigen sozialen Unruhen, die am 20. Dezember zum Rückritt von Präsident De la Rúa und seines gesamten Ministeriums führten.

1.2  Die Aufhebung der Konvertibilität – Zuspitzung der Situation

Der Corralito sowie der Ausstieg aus dem Currency-Board Anfang 2002 markierten das wirtschaftliche und soziale Geschehen des Jahres. Der Corralito beeinflusste sowohl die formelle als auch die informelle Wirtschaft. Während erstere unter der Unterbrechung der Zahlungsketten litt, was Handel und Produktion schädigte, konnten im informellen Bereich viele Arbeiter, die ihr Leben mit den spärlichen Einkünften ohnehin kaum bewältigen konnten, plötzlich nicht mehr bezahlt werden, da in diesem Sektor sämtliche Transaktionen mit Bargeld getätigt werden. [16] Durch die Reprogrammierung der Sparguthaben (Dollar-Sparguthaben wurden zum Kurs von 1,40 pesifiziert) verlor vor allem die ohnehin gebeutelte Mittelklasse zusätzlich an Finanzkraft. Das abrupte Ende der Konvertibilität hatte dramatische Folgen für die Wirtschaft. Die Inflationsrate schnellte nach oben und summierte sich über das Jahr auf 41%, wobei jedoch die Preise des Basis-Warenkorbes an Nahrungsmitteln (Canasta Básica de Alimentos, CBA) um 73,8% stiegen. [17] Gleichzeitig verringerten sich aber in der Privatwirtschaft weiterhin die Löhne [18] und die Arbeitslosigkeit erreichte im Mai mit 21,5% einen historischen Rekord. Im schlecht bezahlten informellen Sektor waren mittlerweile knapp die Hälfte aller Beschäftigten tätig. [19] Die Folge dieser Entwicklungen war ein drastischer Einbruch des Privatkonsums von 14,4% gegenüber dem Vorjahr, wobei die ersten beiden Quartale mit 18,8% und 17,2% am stärksten betroffen waren. Man begann, nur noch das Allernotwendigste zu kaufen. Produkte wie Bier, Joghurt oder Kekse, die zuvor noch zum täglichen Leben gehört hatten, wurden deutlich weniger konsumiert [20]. Durch den Kaufkraftverlust stieg die Zahl der in Armut lebenden Personen auf 57,5%, wobei die Situation in den nördlichen Provinzen bis heute mit rund 70% deutlich kritischer ist. Die Zahl derer, die in extremer Armut leben und nicht einmal mehr ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln (CBA) decken können, erreichte mit 24,7% ungekannte Ausmaße [21]. Der Mittelstand verschwand nun fast völlig von der Bildfläche.

Fassen wir also zusammen: Für die Bevölkerung hat die Wirtschaftskrise ver- heerende Konsequenzen. Ein immer größerer Bevölkerungsteil ist aus dem herkömmlichen Wirtschafts- und Geldkreis- lauf ausgeschlossen. Seine Arbeitskraft wird nicht nachgefragt, er hat kaum Einkünfte und damit auch keine Möglichkeit mehr, seine Versorgung in aus- reichendem Maße sicher- zustellen. Diejenigen, die ohnehin bereits Schwierig- keiten haben, ihre Grund- versorgung sicherzustellen, sind nun in extreme Armut abgeglitten. Hinzu kommt die zunehmende Verarmung des Mittelstandes, die nun größtenteils die sogenannte Nueva Pobreza bildet.

Vor diesem Hintergrund gewinnt der Tauschhandel eine immer größere Bedeutung. Sehen wir uns im nächsten Abschnitt daher zunächst seine zahlenmäßige Entwicklung und Funktionsweise sowie die soziostrukturellen Merkmale der Teilnehmer an, bevor anschließend erörtert wird, inwieweit er den Ausgeschlossenen der regulären Wirtschaft eine Alternative bieten kann.

2.  El Trueque Argentino

2.1  Die Entwicklung des Tauschhandels in Argentinien

Die Expansion der Tauschclubs steht in direktem Zusammenhang mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation Argentiniens. Vor dem Hintergrund der vierjährigen Rezession und der extremen Verarmung der Bevölkerung verzeichneten die Clubes de Trueque ein kontinuierliches Wachstum, das durch die Zuspitzung der Situation im Jahr 2001 und die Eskalation 2002 explosionsartig stieg. So registrierten sich vor der Etablierung des Corralito monatlich etwa 20000 Personen, nach dem Einbruch des Finanzsystems waren es dagegen 5000 pro Tag. [22]

Die Schätzungen zur genauen Anzahl der existierenden Nodos und deren Teilnehmerzahlen differieren teilweise erheblich in ihren Angaben. Dies liegt zum einen darin begründet, dass sich vor allem im Landesinneren viele Clubs privat organisierten und daher nicht in einem der landesweiten Tauschnetzwerke Red Global de Trueque (RGT) bzw. Red de Trueque Solidario (RTS) registriert waren. Zum anderen aber fehlte in den Netzwerken die geeignete Infrastruktur zur exakten Erfassung und Archivierung der Datenfülle.

Nach einer Studie des Centro de Estudios Nueva Mayoría [23], die allgemein als seriös gilt, verlief das Wachstum der Nodos von 1996 bis 2000 zunächst konstant mit einer jährlichen Verdopplung ihrer Anzahl. Durch die Verschlimmerung der wirtschaftlichen Lage im Jahr 2001 unter anderem durch die radikalen staatlichen Einsparmaßnahmen vervielfachte sich die Zahl der Clubs innerhalb eines Jahres um 4,5 und stieg auf 1800. In Folge des Corralito und der abwertungsbedingten Inflation wurde das exponentielle Wachstum 2002 fortgesetzt und erreichte im Mai die Marke von 5000.

Andere Schätzungen sprechen von etwa 6000 [24] bzw. 8000 [25] Clubs. Die tatsächliche Anzahl lag Mitte 2002 wahrscheinlich zwischen 5000 und 6000 Nodos.

Die Entwicklung der Teilnehmerzahlen verläuft parallel zum Wachstum der Clubs. Demnach beteiligten sich im Mai 2002 bereits 2,5 Millionen Personen, also rund 7% der Gesamtbevölkerung. [26]

Doch war die Reichweite des Tauschhandels deutlich größer, denn er kam nicht nur den Prosumenten selbst, sondern auch deren Familien zugute. Bei einer durchschnittlichen Anzahl von 3,5 Personen pro Haushalt [27] erhält man über acht Millionen Personen, – mehr als ein Fünftel der Gesamtbevölkerung - die einen Teil ihrer Versorgung über den Tauschhandel abdecken konnten.

Mit dem Wachstum des Systems stiegen natürlich auch die Mitgliederzahlen pro Tauschclub. Während 1999 die Teilnehmerzahl von 400 pro Club kaum überschritten wurde, fassten einige Nodos in Buenos Aires und anderen Großstädten ab 2001 zwischen 4000 und 20000 Personen. Auf dem Land blieben die Clubs natürlich bedeutend kleiner.

In der zweiten Hälfte des Jahres 2002 erfuhr der Tauschhandel einen Rückgang, der Ende des Jahres zum (fast) vollständigen Kollaps des Systems führte. Heute sind die Tauschringe in weiten Teilen des Landes fast vollständig verschwunden oder arbeiten mit sehr geringen Mitgliederzahlen. Landesweit schätzt man die Zahl der Nodos noch auf etwa 1000. Die Hintergründe dieses Einbruchs werden in Kapitel IV analysiert.

2.2  Das Modell des Trueque

2.2.1  Funktionsweise und Philosophie

Der Trueque ist eine zivilgesellschaftliche Organisation mit Selbsthilfecharakter, die über die herkömmliche haushaltliche Netzwerkhilfe, z.B. Nachbarschaftshilfe, hinausgeht. Er gehört dem informellen Sektor an und steht somit neben dem offiziellen kapitalistischen Markt und der staatlichen Sozialpolitik. Die eigene Währung, der sogenannte Crédito ermöglicht einen nicht simultanen und vor allem geldfreien Tausch zwischen den Beteiligten. Damit ist die Bezeichnung Trueque (= Tauschhandel) eigentlich nicht korrekt, da nicht Ware gegen Ware getauscht wird, sondern ein marktliches System zugrunde liegt. Die Teilnehmer haben darin eine doppelte Funktion zu erfüllen. Innerhalb ihrer Tauschgemeinschaft bieten sie zum einen als Produzenten eigene Güter bzw. Dienstleistungen an und fragen zugleich als Konsumenten andere Leistungen nach. Daher werden sie in einem Wort als Prosumenten (spanisch: Prosumidores) bezeichnet. Getauscht werden können Güter und Dienstleistungen jeder Art. Von etwa 1999 bis Anfang 2002 war das Angebot auch tatsächlich überwältigend. Zu finden war fast alles, von Lebensmitteln über gebrauchte oder selbstgefertigte Gegenstände hin zu Dienstleistungen wie Handwerk oder Medizin. Hausfrauen bereiteten Speisen und Konserven zu oder boten Torten und Gebäck aus ihrer Eigenproduktion an. Vom Land brachten Bauern oftmals Obst und Gemüse in die städtischen Clubs [28]. Im Nicht-Lebensmittelbereich war sowohl neue als auch gebrauchte Ware zu finden, in erster Linie Kleidung und Schuhe, daneben allerlei Gegenstände, welche die Haushalte nicht mehr verwendeten, aber auch selbst hergestellte Dekorations- und Kunsthandwerksartikel. Neuwaren wurden vor allem von Geschäftsinhabern beigesteuert, die ihre Läden schließen mussten und Lagerbestände im Trueque absetzten. Auch entlassene Arbeiter, die ihre Abfindungen in Form von Produkten ihres Unternehmens (oft Kleidung) erhielten, boten Überschüsse an.

Die Transaktionen erfolgen auch heute noch fast ausschließlich in Créditos, nur bei Dienstleistungen werden Materialkosten in Peso abgerechnet. Die Clubs haben feste Markttage, an denen jeder Teilnehmer seine Ware wie auf einem normalen Markt an einem eigenen Stand anbietet. Die Koordinatoren der Clubs sorgen dabei für einen reibungslosen und geregelten Ablauf.

Der Trueque funktioniert wie ein gewöhnlicher Markt, nur mit anderer Währung.
Quelle: Red Global de Trueque (RGT)

Nodos existierten und existieren sowohl in Elendsvierteln als auch in Stadtzentren, ebenso wie in Dörfern. Je nach Lage ändert sich auch das Erscheinungsbild der angebotenen Produkte. Vor allem in ärmeren Vierteln ähneln die Nodos einfachen Flohmärkten, mit vielen gebrauchten Gegenständen, Kleidung oder Elektrogeräten. In anderen Clubs wiederum findet man nicht nur Kunsthandwerk oder Bücher, sondern auch professionelle Dienstleister, wie Ärzte, Psychologen oder Rechtsanwälte.

Die Philosophie des Trueque basiert auf einer „Neuerfindung des Marktes“ [29], der parallel zur herkömmlichen Wirtschaft funktioniert, aber nicht dieselben Werte verfolgt wie dieser. Er orientiert sich nicht an Gewinnmaximierung und Spekulation, sondern will durch die Prinzipien der Solidarität und Reziprozität gewissermaßen ein humanisiertes Wirtschaftsmodell etablieren. Ziel ist es, die Lebensqualität durch den gegenseitigen Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Know-How zu verbessern und so die oftmals ungenutzten Fähigkeiten und Kenntnisse der Teilnehmer einer nutzbringenden Verwendung zuzuführen.

2.2.2  Die Tauschwährung

Der Crédito(¢) [30] ist das Herz des Trueque und wird oft auch als „moneda social“ (Sozialwährung) bzw. „moneda privada“ (Privatwährung) bezeichnet. Sie gilt als „sozial“, da sie als zinslose Währung im Gegensatz zur offiziellen Währung nicht der Gefahr großer Akkumulation und Konzentration in wenigen Händen bzw. Regionen unterliegt. [31] Dadurch ist der Crédito ein bloßes Tauschmittel, wodurch sich wiederum die Bezeichnung Trueque herleitet. Daneben handelt es sich um eine Privatwährung, da seine Emission unabhängig von Staat oder Kommunen in der Verantwortung von Privatpersonen liegt.

Die Emission der Scheine erfolgt parallel zur Mitgliederzahl. Jeder neue Teilnehmer erhält bei seiner Registrierung 50¢ in Form einer Leihgabe, die er bei seinem Ausscheiden aus dem System wieder an die Organisation zurückzugeben hat und dadurch dem Geldkreislauf entzieht. Mit steigender Zahl der Prosumenten vergrößert sich die Geldmenge, während sie sich bei sinkender Zahl theoretisch automatisch wieder verkleinert. Der Crédito steht in einem Verhältnis von 1:1 zum Peso, kann aber nicht umgetauscht werden. Die Währung ist juristisch nicht als solche anerkannt und genießt daher keinen staatlichen Schutz.

Bis 1998 emittierte jeder Club seine eigene Währung, danach begann eine zunehmende Organisation der einzelnen Experimente in regionale bzw. landesweite Tauschnetzwerke, was zur Aufgabe der individuellen Geldsouveränität der Nodos führte. Dadurch existieren neben den lokalen Créditos der unabhängig gebliebenen Clubs auch zonale und nationale Créditos (siehe Übersicht im Anhang). Die meisten Clubs schlossen sich einem der beiden Netzwerke mit landesweitem Aktionsrahmen an. Die Red Global de Trueque (RGT) und Red de Trueque Solidario (RTS) waren daher die bei weitem größten Tauschexperi-mente des Landes. Ihre Währungspolitik unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten.

Abb.: Crédito der RTS, zona capital
Das demokratisch-solidarische Modell der RTS

Innerhalb der RTS waren die einzelnen Nodos landesweit in geografischen Zonen zusammengeschlossen, die entweder mit den Provinzgrenzen identisch waren, oder nur Teilgebiete einer Provinz umfassten. Die Zonen emittierten jeweils ihren eigenen Crédito. Transparenz und Kontrolle der Emission wurden von der Comisión Federal de Créditos gewährleistet, die sich aus den Koordinatoren aller Zonen zusammensetzte. Die RTS legte großen Wert auf eine Abgrenzung zum herkömmlichen Wirtschaftssystem und auf die konsequente Durchsetzung der alternativen Werte des Trueque. Daher wurde die Integration von Unternehmen des herkömmlichen Wirtschaftssystems oft kritisch beäugt. Monetäre Zahlungen von Eintrittsgeldern oder Materialkosten bei Dienstleistungen wurden teilweise komplett verboten. Heute existiert die RTS nicht mehr, die noch verbliebenen Nodos funktionieren unabhängig.

Abb.: Crédito der RGT, Arbolito
Das Franchising-Modell der RGT

Die RGT verfolgte hingegen die Verbreitung einer einzigen Sozialwährung in ganz Argentinien. Die Emission des Crédito, der wegen des abgebildeten Baumes auch Arbolito genannt wurde, wurde vom Zentralbüro in Bernal (Quilmes, Großraum Buenos Aires) durchgeführt, das damit in seiner Funktion einer Zentralbank vergleichbar war. Ausgehend von der Zentrale wurde das Netzwerk in Form eines Franchising-Systems landesweit ausgebaut. Franchise-Clubs registrierten ihre Prosumenten gegen eine Gebühr von 2$ (Peso) und erhielten dafür aus Bernal 50¢ pro registriertem Teilnehmer. Im Gegensatz zur RTS verfolgte die RGT eine stärkere Verbindung mit dem regulären Wirtschaftssystem. Die Integration von kleinen Unternehmen wurde mit einer eigens eingerichteten Arbeitsgruppe (Trueque-Pymes) gefördert, monetäre Zahlungsströme waren ebenfalls erlaubt. Durch Abspaltung entstand in der Westzone des Großraums Buenos Aires das Netzwerk Zona Oeste, das wie die RGT die Zusammenarbeit mit der normalen Wirtschaft sucht, sich geographisch aber auf das Westgebiet beschränkt und über einen eigenen Crédito verfügt. Heute befinden sich RGT und Zona Oeste mit je neuen Créditos und verschärften Regeln erneut in der Expansionsphase.

2.2.3  Soziostrukturelle Merkmale der Teilnehmer

Die Tauschclubs bestehen überwiegend aus privaten Haushalten. In vielen Nodos werden aber, wie bereits erwähnt, auch lokal ansässige Unternehmen und Geschäfte rekrutiert. Bis Ende der Neunzigerjahre setzten sich die Clubs überwiegend aus der zunehmend verarmten Mittelklasse, der Nueva Pobreza, zusammen, die zwar bereits die Folgen der Dollarbindung spürte, aber noch über ausreichende Einkommen verfügte, um ihr Leben in der normalen Wirtschaft einigermaßen zu bestreiten. Von einer ideologisch alternativen Denkweise geprägt, wollte sie neue Wege zur herkömmlichen Ökonomie beschreiten. Ab etwa 1999 / 2000 wurde diesoziale Zusammensetzung der Teilnehmer zunehmend heterogener und begann, alle sozialen Schichten zu umfassen, die von der Krise getroffen waren. [32] Auch in den ärmlicheren Arbeitervierteln der Städte, den sogenannten „Sectores Populares“ [33] entstanden die ersten Nodos. Mit Zuspitzung der Lage 2001 und der Abwertung des Peso 2002 strömten diese zusammen mit den Massen der mittlerweile dramatisch verarmten Mittelklasse verstärkt in den Trueque. Die soziostrukturelle Zusammensetzung der städtischen Nodos war und ist in großem Maße abhängig von den Vierteln, in denen sie sich befinden. Umfragen in Tauschclubs haben ergeben, dass ein Großteil der Prosumenten schwerwiegende Probleme mit Arbeit und Einkommen hat. In den Nodos der abgestiegenen Mittelklasse sind rund 44% arbeitslos. Unter denjenigen, die Arbeit haben, ist ein großer Teil in informellen Arbeitsverhältnissen bzw. selbständig tätig. Das monatliche Familieneinkommen liegt bei etwa 70% unter 500$. [34] In den Nodos der Sectores Populares liegt die Arbeitslosigkeit der Teilnehmer bei 67%, von den übrigen Teilnehmern geht niemand einer Arbeit im formellen Sektor nach. Viele sind arbeitslose Industriearbeiter, Straßenverkäufer oder pensionierte Arbeiter. 57% der Teilnehmer verfügen über ein monatliches Familieneinkommen von weniger als 300$. Gleichzeitig betragen die Kosten des Gesamtwarenkorbes (Canasta Básica Total) für einen durchschnittlichen Erwachsenen zum Zeitpunkt der zitierten Umfrage 230,31$. [35] 28% machen keine Angaben, da ihre Einkünfte zu unregelmäßig sind, um sie beziffern zu können. [36] In allen Schichten weisen die Clubs mit 65 bis 80% einen überdurchschnittlichen Frauenanteil auf. Das durchschnittliche Alter liegt zwischen 40 und 60 Jahren (56%), doch ist auch der Anteil der über Sechzigjährigen mit etwa 20% recht hoch.

Zur soziokulturellen Zusammensetzung dörflicher Nodos sind keine genauen Umfragen bekannt. Die Gesprächspartner, die im Rahmen dieser Arbeit befragt wurden, weisen aber darauf hin, dass auch hier die Arbeitslosigkeit der Teilnehmer bei über 50% liegt und der abgestürzte Mittelstand den Hauptteil der Prosumenten ausmacht. Wichtig ist ferner ein relativ hoher Anteil von Bauern, welche die Nodos mit Produkten aus ihrem Eigenanbau beliefern.

Aus der zahlenmäßigen Entwicklung des argentinischen Tauschhandels und der Herkunft seiner Teilnehmer wird klar, dass der Trueque in der extremen wirtschaftlichen Krisensituation für die Bevölkerungsteile, die an der herkömmlichen Wirtschaft nicht mehr oder nur mehr eingeschränkt teilnehmen konnten, als Auffangbecken fungierte. Daher stellt sich im Folgenden die Frage, welche Möglichkeiten diese Selbsthilfeinitiative ihren Nutzern bietet.

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Anmerkungen:

[1] Aldo Ferrer, „La enfermedad argentina”, in: Lascano, Marcelo R. (Hg.), La Economía Argentina hoy, El Ateneo, Buenos Aires 2001, S. 161f.
[2] Adolfo E. Buscaglia, „La economía argentina a fines del siglo XX”, in: Lascano, Marcelo R. (Hg.), La Economía Argentina hoy, El Ateneo, Buenos Aires 2001, S. 41
[3] Von 1991 bis 1999 verfünffachten sich die Importe, während sich die Exporte lediglich verdoppelten; vgl. Marcelo R. Lascano, „La década de los noventa: presupuestos intelectuales dominantes y resultados”, in: Lascano, Marcelo R. (Hg.), La Economía Argentina hoy, El Ateneo, Buenos Aires 2001, S. 24
[4] Vgl. Jorge Schvarzer, „La industria en la década del noventa”, in: Lascano, Marcelo R. (Hg.), La Economía Argentina hoy, El Ateneo, Buenos Aires 2001, S. 249
[5] Vgl. Marisa Duarte, „Los impactos de los privatizaciones sobre el mercado de trabajo: desocupación y creciente precarización laboral”, in: Azpiazu, Daniel (Hg.), Privatizaciones y poder económico, Universidad Nacional de Quilmes, Buenos Aires 2002, S. 78f.
[6] Vgl. Buscaglia, S. 43f., und Lascano, S. 12
[7] Vgl. José L. Blanco, La Economía Argentina2002, Buenos Aires 2003, S. 78, nach offiziellen Daten des Instituto Nacional de Estadística y Censo (INDEC).
[8] Vgl. Blanco, S. 74f.
[9] Vgl. Mercedes Marcó del Pont / Hector W. Valle, „La crisis social de los años noventa y el modelo de la convertibilidad” in: Lascano, Marcelo R. (Hg.), La Economía Argentina hoy, El Ateneo, Buenos Aires 2001, S. 177ff.
[10] Inés González Bombal, „Sociabilidad en clases medias en descenso: experiencias en el trueque“ in: Hintze, Susana (Hg.), Trueque y Economía Solidaria, Universidad Nacional de General Sarmiento, San Miguel, Buenos Aires 2003 (in Druck), S. 280
[11] Vgl. INDEC, Evolución de la pobreza y la desocupación en el GBA desde 1988 en adelante, unter: www.indec.mecon.gov.ar/nuevaweb/cuadros/74/grafpobreza2.xls [Link nicht mehr aktiv], 15. 06. 2003; Die Ermittlung der extremen Armut (indigencia) erfolgt anhand der Überprüfung, ob ein Haushalt mit seinen Einkünften den Grundbedarf an Nahrungsmitteln des Nahrungsmittelwarenkorbes (Canasta Básica de Alimentos, CBA) decken kann. Zur Feststellung der Armut wird ein erweiterter Warenkorb zum Vergleich herangezogen, der neben Nahrungsmitteln auch andere Güter und Dienstleistungen umfasst, wie Kleidung, Transport, Bildung, Gesundheit, etc. Dieser Warenkorb wird als Canasta Básica Total (CBT) bezeichnet. Die Erhebung der Daten erfolgt in Form der Encuesta Permanente de Hogares (permanente Haushaltsumfrage) des INDEC.
[12] Ein geldpolitisches Eingreifen war nicht möglich, da mit dem Currency-Board die Geldsouveränität aufgegeben wurde.
[13] Vgl. Ministerio de Economía, Informe Económico Año 2002, año 11, Nr.44, Buenos Aires 2003, S. 17
[14] Allein am 30. November wurden rund 1,3 Milliarden Peso abgehoben, 30% der Abhebungen des Monats; vgl. Banco Central de la República Argentina: Boletín monetario y financiero – cuarto trimestre de 2001, Buenos Aires, 2002, S. 18
[15] Federico Sturzenegger, La economía de los argentinos, Planeta, Buenos Aires 2003, S. 42
[16] Vgl. Sturzenegger, S. 42
[17] Vgl. INDEC, Indice de precios al consumidor Noviembre 2002, Información de Prensa 04. 12. 2002 unter: www.indec.mecon.gov.ar/nuevaweb/cuadros/10/ipc_12_02.pdf [Link nicht mehr aktiv], 15. 06. 2003, S. 6
[18] Vgl. Blanco, S. 74
[19] Vgl. Ministerio de Trabajo, El Trabajo decente en la Argentina, Buenos Aires 2002, S. 7
[20] Vgl. Alfredo Sainz, „El aumento de los precios, la caída del empleo y los ingresos llevaron al 80% de las familias a comprar sólo lo indispensable”, in: La Nación, 01. 12. 2002, Sección Economía, S. 1
[21] Vgl. INDEC, Evolución de la pobreza y la desocupación en el GBA desde 1988 en adelante
[22] Vgl. Pablo Calvo, „Se duplicó la cantidad de gente que recurre al sistema de trueque” in: Clarín, 09. 12. 01, unter: http://old.clarin.com/diario/2001/12/09/e-326503.htm, 25. 03. 2003 und Mariana Iglesias, „Con el trueque ya se compran campos, autos y hasta casas” in: Clarín, 14. 02. 2002, unter: http://old.clarin.com/diario/2002/02/14/s-02615.htm, 25. 03. 2003
[23] Eduardo Ovalles, Argentina es el país del mundo en el cual el fenómeno del trueque tiene mayor dimensión social, Centro de Estudios Nueva Mayoría, Buenos Aires 2002; die Studie beruht auf Angaben der RGT und RTS, einer landesweiten Umfrage und statistischen Schätzungen.
[24] „Expansión del Trueque”, in: Claramente, Online-Zeitschrift, unter www.claramente.com.ar/049/trueques.htm. [Link nicht mehr aktiv], 07. 03. 2002 und Analía Crivello, “El nuevo club de trueque abrió sus puertas en Recoleta”, in: La Nación, 19. 05. 2002, S. 19
[25] „Diseñan bonos con 10 medidas de seguridad”, in: La Nación, 23. 08. 2002, S. 15
[26] Die Gesamtbevölkerung beträgt 37 Millionen; vgl. INDEC, Población censada en 1991 y 2001 y variación intercensal absoluta y relativa 1991-2001, unter: http://www.indec.mecon.gov.ar/nuevaweb/cuadros/cen01_0100c21.xls [Link nicht mehr aktiv], 15. 06. 2003
[27] Vgl. INDEC, Encuesta permanente de hogares mayo 2002, Buenos Aires 2002, S. 3
[28] Sowohl in Buenos Aires, als auch in jede andere größere Provinzstadt.
[29] Heloisa Primavera, u.a., Reinventando el Mercado, Buenos Aires 1998, unter: http://www.trueque-marysierras.org.ar/BLHP10.zip [Link nicht mehr aktiv], 13. 04. 2002
[30] Crédito ist die am meisten verbreitete Bezeichnung, daneben gibt es Ecovale, Punto, Talento, etc., die in kleinen und unabhängigen Tauschinitiativen verwendet werden.
[31] Vgl. Heloisa Primavera, Política social, imaginación y coraje: reflexiones sobre la moneda social, Buenos Aires 2000, unter: http://money.socioeco.org/documents/40rtf.referensp.rtf [Link nicht mehr aktiv], 13. 04. 2002, S. 14
[32] Interview vom 25. 06. 2003 mit Jorge Marchini, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universidad de Buenos Aires (UBA)
[33] González Bombál, S. 299
[34] Vgl. González Bombal,S. 284; die Umfragen wurden von Juni bis Oktober 2000 in vier Nodos verschiedener Stadtteile von Buenos Aires durchgeführt.
[35] INDEC, Valores mensuales de la CBA y de la CBT para el adulto equivalente en el aglomerado de Gran Buenos Aires, unter: http://www.indec.mecon.gov.ar/nuevaweb/cuadros/74/sh-cba2.xls [Link nicht mehr aktiv], 15. 06. 2003
[36] Vgl. Fabiana Leoni, Ilusión para muchos, alternativa para pocos – la práctica del trueque en los sectores populares, Diplomarbeit im Fach Sozialpolitik an der Universidad Nacional de General Sarmiento, San Miguel, Buenos Aires 2003 (unveröffentlichtes Dokument), S. 59f.Die Umfragen wurden von Juni bis Oktober 2002 in zwei Nodos in José C. Paz, einem ärmeren Gebiet im Großraum Buenos Aires durchgeführt.