FORSCHUNG_4 | Kap. IV |
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IV. Grenzen und Probleme des Tauschsystems
Trotz des beachtlichen Beitrags, den der Trueque zur Erleichterung der wirtschaftlichen Krise in den einzelnen Haushalten leisten kann, stößt er dabei auch an seine Grenzen. Zunächst stellt sich die Frage, ob die Parallelökonomie nicht auch negative Auswirkungen auf das reguläre Wirtschaftssystem hat. Daneben sind einige systemimmanente Probleme des Trueque zu beobachten, die sich gerade in der Zeit seines unkontrollierten Wachstums zuspitzten und letztendlich seinen abrupten Einbruch herbeiführten. Doch worin liegt diese Instabilität des Systems begründet? Hier ist zunächst die Abhängigkeit des Trueque von den Gegebenheiten des offiziellen Wirtschaftssystems zu analysieren, die sich in ihm reflektieren. Inflation und Preisbildungsprobleme machen daraufhin eine geldtheoretische Betrachtung der Crédito-Währung notwendig. Schnell wird deutlich, dass das System eine gewisse Größe nicht überschreiten darf und zudem starker Kontrollmechanismen bedarf, um vor Ausbeutung durch seine Akteure gefeit zu sein und das Vertrauen der Prosumenten zu erhalten.
1. Negative Auswirkungen auf die herkömmliche Wirtschaft
Betrachtet man die weite Verbreitung des Trueque in Argentinien, der die Versorgung von immerhin fast einem Viertel der Bevölkerung zu einem großen Teil sicherte, so stellt sich die berechtigte Frage, ob diese Parallelwirtschaft nicht negative Auswirkungen auf die ohnehin krisengebeutelte reguläre Wirtschaft hat. In der Tat sind hier vor allem zwei Aspekte zu bedenken. Wer im Tauschclub kauft, kauft die entsprechenden Produkte nicht mehr im Supermarkt, in der Bäckerei, etc. Organisiert sich ein Nodo gut und kann z.B. Brot durch gemeinsame Arbeit und Einkäufe der Zutaten zu Großhandelspreisen ausreichend und kostengünstig herstellen, kann dies örtliche Bäckereien gerade in Inflationszeiten wie Anfang 2002 durchaus beeinträchtigen. Voraussetzung ist aber eine sehr gute Organisation der Prosumenten, die Existenz ausreichender Produktionskapazitäten und Investitionskapital - Faktoren, die in der Regel nicht geben sind [97]. Daneben stellt sich die Frage, ob die Teilnehmer angesichts der gestiegenen Preise nicht ohnehin versuchen, ihren Lebensmittelbedarf, z.B. an Brot, durch Eigenproduktion abzudecken. Außerdem steht ihnen durch den Kostensenkungsvorteil der Parallelökonomie ein größerer Teil ihres Einkommens für Konsumzwecke zur Verfügung, wodurch sie gewisse Produkte zwar nicht mehr im offiziellen Handel kaufen, dafür aber wiederum andere erwerben, die sie sich sonst vielleicht nicht leisten könnten. Über die tatsächliche Beeinträchtigung des lokalen Einzelhandels durch die Tauschaktivitäten liegen bislang keine Erkenntnisse vor, negative Auswirkungen wurden weder von den Gesprächspartnern dieser Arbeit noch in der Tagespresse sonderlich beobachtet.
Ein weiteres heikles Thema ist der Ausfall staatlicher Steuereinnahmen durch die Tausch-Transaktionen, für die ja keine Mehrwertsteuer abgeführt wird. Auch unterliegen die Crédito-Einkünfte der im Trueque tätigen Prosumenten keiner Besteuerung, und auch Sozialbeiträge werden nicht für sie abgeführt. Dies ist in der Tat ein Problem, das Tauschringe weltweit bei Finanzbehörden unbeliebt macht. Im Falle Argentiniens ist hier allerdings eine Abwägung der Vor- und Nachteile angebracht, schließlich hat der Wohlfahrtsstaat dort keinerlei Möglichkeiten, der Armut von über 50% der Bevölkerung zu begegnen, während der Trueque als Zivilorganisation das Überleben der Betroffenen zum Teil zu sichern vermag. Fernando Sampayo, Leiter des Trueque Zona Oeste betont:
Si bien al Estado le produce perjuicio esta economía paralela, éste tendría más perjuicio sí el Trueque no existiese, porque el Estado debería alimentar a todos esos indigentes que en estos momentos están subsistiendo, trabajando, produciendo. [98]
Staat, Provinzen und Kommunen haben sich daher in vielen Fällen für den Trueque eingesetzt. In einigen Städten bzw. Kommunen erfolgten sogenannte Declaraciones de Interés, welche die Aktivitäten des Trueque anerkannten und ihnen in vielen Fällen Unterstützung zusagten. 2001 erfolgte in Buenos Aires eine Vereinbarung zwischen der Secretaría de la Pequeña y Mediana Empresa [99] (SEPYME) und der RGT, nach der „se promueve en todo el país el trueque“. [100] Einige wenige Kommunen begannen ferner, Steuerzahlungen in Créditos zu akzeptieren, unter anderem in Calchaquí (Provinz Santa Fe), Chacabuco (Provinz Buenos Aires) und Quilmes (Großraum Buenos Aires).
Angesichts dieser Entwicklungen scheinen die Vorteile des Trueque seine Nachteile auf das reguläre Wirtschaftssystem und die Staatsfinanzen deutlich zu überwiegen.
2. Die Abhängigkeit vom offiziellen Wirtschaftskreislauf
2.1 Die begrenzten Produktionsmöglichkeiten
Wie bereits erläutert wurde, ist das Ziel einer Teilnahme am Trueque, die Abhängigkeit vom Geld und den Märkten der herkömmlichen Wirtschaft zu verringern. Gleichzeitig ist es dabei aber nicht möglich, sich vollständig aus der regulären Wirtschaft zurückzuziehen: Das begrenzte Güterangebot verhindert, dass die Mitglieder ihren Gesamtbedarf über die Nodos abdecken können. Hinzu kommt, dass alle der im Trueque getauschten Güter und Dienstleistungen die Verwendung von Produktionsmaterial und –mitteln der herkömmlichen Wirtschaft voraussetzen. Dies gilt insbesondere für die angebotenen Gebrauchtwaren, die vollständig im regulären System produziert wurden und unverarbeitet in den Trueque transferiert werden. Doch auch zur Produktion der Prosumenten werden z.B. Maschinen, Werkzeug und Energie oder auch Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker oder Speiseöl benötigt, die nur über den herkömmlichen Markt gegen offizielles Geld erhältlich sind. Dasselbe gilt für die Dienstleistungen, deren Hilfsmittel, z.B. die Schere als Werkzeug des Friseurs, aus der regulären Wirtschaft stammen. Dies macht deutlich, dass der Trueque ausschließlich komplementär zur normalen Ökonomie funktionieren kann, keineswegs aber ein autonomes Alternativmodell darstellt.
Wir erkennen weiterhin, dass für das Angebot von Leistungen innerhalb des Systems ein Mindestkapital in der offiziellen Währung notwendig ist, gleichzeitig aber die Investitionsmöglichkeiten der Mitglieder sehr gering sind. Hier wird zum einen die Notwendigkeit gespaltener Preise in den Nodos deutlich. Damit ein Anbieter weiterhin Produktionsmaterial auf dem herkömmlichen Markt beziehen kann, ist er oft darauf angewiesen, seine Materialkosten in Peso zu erhalten und wird nur seine Arbeitszeit in Créditos abrechnen, um die Peso wiederum in Materialbeschaffung reinvestieren zu können. (Aus diesem Grunde ist die Ablehnung dieser Doppelpreise in vielen Nodos der RTS nicht sinnvoll.) Das spärliche Investitionsniveau der Prosumenten begrenzt aber vor allem den Möglichkeitsrahmen der Aktivitäten, die sich realisieren lassen, ebenso wie die verwendbaren Technologien und damit natürlich auch die Bedürfnisse, die sich über die Nodos befriedigen lassen. Viele Produkte und Dienstleistungen sind daher nicht in den Nodos erhältlich, „por su complejidad y especificidad y requerimientos de producción y distribución. Es el caso de los medicamentos, los servicios publicos o los combustibles.” [101] Auch Grundnahrungsmittel, die erst gegen Pesos erworben werden müssen, um sie dann gegen Créditos einzutauschen, sind daher nicht ausreichend vorhanden. Was die Produktion im Parallelsystem betrifft, bietet der Trueque nur Raum für die Herstellung einfacher Produkte, welche mit der aus Berufstätigkeit bzw. Haushalt bereits vorhandenen Technologie bewältigt werden kann. Und auch hier ist die Produktionsausweitung begrenzt durch den nötigen Zukauf des Produktionsmaterials (z.B. Zutaten für Brot) und die geringen vorhandenen Produktionskapazitäten (z.B. ein einfacher Haushaltsbackofen), was zu einer „produccion escasa, artesanal y de baja productividad“ [102] führt. Gerade im begehrten Lebensmittelbereich liegt daher das Angebot im Regelfall unterhalb der Nachfrage: Zum Beispiel können die Produzenten von Brot in der Regel nicht in ausreichenden Mengen zur Versorgung aller Teilnehmer produzieren. Oftmals bildeten sich daher bereits einige Stunden vor Beginn des Tauschmarktes lange Schlangen, um die begehrten Produkte zu erwerben. Dieses Problem unzureichender Lebensmittelversorgung tritt vor allem in den städtischen Nodos auf, weiß Professor Marchini. [103] In ländlichen Regionen herrscht ein deutlich größeres Angebot an Lebensmitteln, da viele Teilnehmer Bauern oder Haushalte mit Eigenanbau sind. [104] Ferner verfügt die Landbevölkerung noch über das notwendige Wissen für Anbau und Verarbeitung von Nahrungsmitteln, was in der Stadt bereits größtenteils verloren gegangen ist, obwohl auch dort viele durchaus die Möglichkeit hätten, im eigenen Garten oder in Kübeln Pflanzen und Kräuter anzubauen und im Club zu verkaufen. Die bessere Lebensmittelversorgung ist ein Grund, warum der Trueque auf dem Land stabiler funktionieren kann als in der Stadt.
Neben der externen Investitionsbeschränkung hat sich der Trueque zusätzlich eine interne Beschränkung auferlegt: Es ist verboten, Créditos in hohem Maße zu akkumulieren, er ist vielmehr auf seine Funktion als von Hand zu Hand gehendes Umlaufmittel begrenzt. Wären notwendige Investitionsgüter innerhalb des Systems verfügbar, würde dieses Akkumulationsverbot ihren Erwerb verhindern.
Die Parallelwirtschaft des Trueque ist also in hohem Grade von der herkömmlichen Wirtschaft abhängig. Sie baut auf deren Produkten und Technologien auf und benötigt Kapital der regulären Währung, um Produktionsmittel für ihre eigene Produktion zu erwerben. Diese Beschränkungen machen den Trueque zu einer „economía de subsistencia“ [105] (Subsistenzwirtschaft), die ihren Beteiligten in wirtschaftlichen Notsituationen zwar einige Leistungen erbringen kann, die dem haushaltlichen Bereich, bzw. dem unmittelbaren Wohnumfeld zuzurechnen sind, gleichzeitig aber durch die fehlenden Investitionsmöglichkeiten die Existenzsicherung der Beteiligten nicht vollständig garantieren kann, was diese wiederum auf den regulären Markt zurückwirft.
2.2 Die begrenzten Möglichkeiten angesichts der zunehmenden Verarmung
Die Notwendigkeit eines Mindestkapitals für Investitionen bewirkt, dass die Aktionsmöglichkeiten innerhalb des Trueque letztendlich von den individuellen Einkommensverhältnissen der Prosumenten abhängen. Während die verarmte Mittelklasse noch verhältnismäßig viel investieren kann, bzw. auch aufgrund ihrer besseren Ausbildung hochwertige Dienstleistungen anbieten und dadurch mehr Créditos zur Versorgungsabdeckung generieren kann, ist dies in den Sectores Populares bereits nur mehr eingeschränkt und bei völlig mittellosen Personen überhaupt nicht mehr möglich. Die arme Bevölkerungsschicht kann sich daher über den Trueque deutlich weniger besserstellen, die Unterschiede im Geldbesitz von Arm und Reich des regulären Systems übertragen sich also in der Regel auf die Parallelökonomie.
Zusätzlich bewirkt eine zunehmende Verarmung der Bevölkerung, wie wir sie durch den Corralito und den Preisanstieg der Lebensmittel auf dem offiziellen Markt zu Beginn des Jahres 2002 beobachten, auch eine Verarmung der Produktlandschaft der Nodos. Gerade der Anteil der ohnehin unzureichend vorhandenen Lebensmittel sank daher deutlich im Verhältnis zu den Gebrauchtwaren, während ihre Preise (in Créditos) knappheitsbedingt stark stiegen. Gleichzeitig aber setzte sich in diesem Zeitraum der massive Eintritt von verarmten Teilnehmern aus den Sectores Populares auch in die Nodos der Mittelklasse fort. Da diese arme Schicht von der Inflation, die die Wirtschaftskrise mit sich brachte, besonders betroffen war, konnte sie nur das anbieten, was sie noch hatte: Gebrauchte Kleidung und andere Produkte oft mangelhafter Qualität. Selbst aber fragte sie in erster Linie die ohnehin schon spärlich gewordenen Lebensmittel nach. Das ursprünglich überwiegend von der Mittelklasse getragene Versorgungssystem begann, durch die drastische Abnahme an Lebensmitteln und die sinkende Qualität des Angebots Interessenten zu verlieren:
Al principio hubo alimentos, después desaparecieron casi por completo. Y si entontrabas, su precio era muy alto y muchas veces eran de dudosa calidad. Hubo ropa usada en abundancia, pero no me preguntes en qué condiciones estaba. Había gente que ni siquiera la traía lavada, planchada y bien arreglada. Llegaron con las cosas sucias y rotas. Ese era el momento cuando ya no conseguías muchas cosas interesantes por los créditos. [106]
Es zeigt sich also, dass die Teilnehmer gerade in Zeiten ihrer zunehmenden Verarmung, in denen sie auf die Versorgungsmöglichkeiten des Trueque verstärkt angewiesen wären, nur noch einen geringeren Teil ihrer Bedürfnisse über den Parallelmarkt abdecken können. Dieser tendiert dazu, zunehmend zu einem Gebrauchtwarenmarkt zu werden, in der Besitz veräußert wird, der in besseren Zeiten erworben wurde. Die Produktion der Prosumenten nimmt ab, gleichzeitig aber kann der Tausch sekundärer Güter nur solange fortdauern, wie die Teilnehmer darüber verfügen. Durch die Abnahme der Versorgungsmöglichkeiten verliert das System an Stabilität, da Teilnehmer, die ihre Créditos aufgrund des für sie uninteressanten Angebots nicht mehr ausgeben können, aus dem System austreten. Viele Koordinatoren betonen daher, der Trueque sei nicht “destinado a los sectores demasiado carenciados, sino solamente apto para la clase media porque se necesita capital mínimo para producir” [107]. Das Parallelsystem hat also nur begrenzte Möglichkeiten, einem rapiden und weit greifenden Verarmungsprozess entgegenzuwirken und ist selbst ein Markt, der nicht alle teilnehmen lässt.
3. Die Probleme des Crédito
Die große Umlaufmenge und der Verbreitungsgrad der Créditos als Zahlungsmittel zeigt, dass es sich hier nicht um eine Randerscheinung von geringer Bedeutung handelt. Der Crédito ist ähnlich der Vielzahl provinzieller Quasi-Gelder [108] ein „Geldsubstitut“ [109], das in begrenztem Rahmen Geldfunktionen ausübt und somit starke Geldnähe [110] besitzt. Von den üblichen Geldfunktionen übernimmt er in erster Linie die Tauschmittelfunktion. Da ihn manche Gemeinden auch zur Steuerzahlung zulassen, erhält er dort zusätzlich Zahlungsmittelfunktion. Von den Organisatoren wird immer wieder betont, dass er nicht zur Wertaufbewahrung dient, sondern lediglich ein Werkzeug ohne eigenen Wert ist. Damit ist der Einzelne nicht „dueño de un valor, sino usuario de un servicio que caduca“ [111] mit der Rückgabepflicht bei Austritt aus dem Tauschsystem. Trotz ihrer einfachen Handhabbarkeit weist die Nebenwährung einige Schwächen auf, die teilweise denen der herkömmlichen Währung sehr ähnlich sind.
3.1 Preisinstabilität in den Nodos
Wir wissen, dass das Modell des Trueque theoretisch eine Preisbildung im Verhältnis von 1:1 zwischen Crédito und Peso vorsieht. Sinn und Zweck dieser Anlehnung an die offiziellen Preise ist, den Prosumenten Orientierungshilfe bei der Festlegung der Preise ihrer Leistungen zu geben und Feilschen zu verhindern. In der Praxis stellte sich aber heraus, dass die Preise innerhalb der Nodos von Anfang an stets um 50 – 200% höher lagen als ihr Gegenwert in Peso. Woran liegt das? Hier spielen wie im herkömmlichen Wirtschaftssystem die Regeln von Knappheit, Gewinnstreben und Preisspekulation eine große Rolle, die auch durch das begrenzte Angebot gefördert werden. Die Clubs sind nichts anderes als eigenständige Märkte, in denen Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen. Die Knappheitsverhältnisse unterscheiden sich von denen außerhalb des Trueque und auch zwischen einzelnen Nodos. So sind z.B. Lebensmittel aufgrund ihrer hohen Nachfrage ein sehr knappes Gut, während gebrauchte Kleidung im Überfluss vorhanden ist. Daher sind vor allem bei Lebensmitteln die Crédito-Preise oft wesentlich teurer als im herkömmlichen Markt. Der Nachfrager ist aber gerade auf diese Güter angewiesen und empfindet entweder die Transaktionskosten zu hoch, um billigere Nodos aufzusuchen, oder fürchtet das Risiko, dort nichts zu bekommen. Daher ist er eher bereit, überhöhte Preise, die nicht mehr im Verhältnis zum eigentlichen Kosten- und Arbeitsaufwand des Anbieters stehen, zu bezahlen:
Por ejemplo, cuando hay limitación de oferta, la demanda compra todo a diversos precios (las tartas a 4¢ desaparecen primero, pero después las de 8¢), sin formarse un precio normal que refleje la equivalencia del trabajo gastado. [112]
Auf dem Land dagegen ist das Angebot an Lebensmitteln deutlich größer und es fehlt eher an Gütern aus industrieller Fertigung, die aus der Stadt kommen.
Waren wie Grundnahrungsmittel (z.B. Mehl, Öl, Yerba Mate), die unverarbeitet im Nodo angeboten werden, sollen für den Einzelnen, der sie im regulären Markt gegen Peso kaufen muss, zum Club bringt und dort anbietet, auch eine Art Gewinn als Entschädigung für seinen Aufwand abwerfen. Somit addiert er zu dem Preis, den er für diese Güter in Peso bezahlt hat, eine Gewinnmarge, die aufgrund der Knappheit dieser Produkte im Nodo sehr hoch ausfallen kann, und determiniert so einen höheren Verkaufspreis in Créditos: „Porque la gente también con el afán de especular, te vendía, por ejemplo azúcar, te lo vendía en 5¢.” [113]
Gerade bei diesen Gütern, die auf dem herkömmlichen Markt erworben werden müssen, wird uns auch ein weiteres Problem bewusst: Steigen die Peso-Preise, müssen automatisch auch die Crédito-Preise steigen. Das Tauschsystem kann sich also nicht vor einer Inflation der regulären Wirtschaft schützen, sondern importiert sie durch seine Abhängigkeit.
Bei vielen Gütern und Dienstleistungen ist es schwer, ihren Wert zu schätzen, wenn es sie entweder im herkömmlichen System nicht gibt, bzw. die Teilnehmer nicht über ihren Gebrauchtwert in Peso informiert sind. Wie viel ist z.B. eine getragene Hose noch wert? Diese unvollständige Information bietet natürlich ebenfalls Anlass für Preisspekulation und „los precios llegan a ser arbitrarios y, por ende, altos“ [114].
Doch warum akzeptieren Käufer die erhöhten Preise? Neben dem erwähnten Knappheitsargument gibt es im System immer Personen, die viel umsetzen und daher über viele Créditos verfügen, die sie wiederum gegen Güter tauschen wollen, dabei aber auf das begrenzte Sortiment des Trueque angewiesen sind. Ihre Kaufkraft ist dann im Vergleich zu dem Wert der für sie interessanten Produkte relativ hoch. Bevor sie nun die jeweiligen Produkte aufgrund übertriebener Preise ablehnen, willigen sie in das Geschäft ein, um nicht auf ihren Créditos sitzenzubleiben. Daraus erklärt sich auch das Verbot, die Créditos zu akkumulieren. Es soll zum einen ein Instrument gegen Preisspekulation sein und zum anderen verhindern, dass wenige mit ihrer hohen Kaufkraft die Produkte des Nodo aufkaufen, und für den großen Rest nichts mehr übrig bleibt.
Die Tendenz zu steigenden Preisen wirkt je nach Ausmaß destabilisierend auf das Tauschsystem, da mit zunehmender Inflation die Créditos der Prosumenten ständig an Wert verlieren, was bei den Teilnehmern zu Vertrauensverlust und Austritt aus dem System führen kann.
3.2 Das Risiko der begrenzten Akzeptanz des Crédito
Betrachten wir den Aspekt des limitierten Sortiments etwas genauer. Er hängt unmittelbar zusammen mit der begrenzten Akzeptanz des Crédito, die sich ja auf das Parallelsystem beschränkt. Dadurch ist die Parallelwährung im Vergleich zur offiziellen Währung mit einem höheren Risiko verbunden. Während beim herkömmlichen Geld jeder als interessierter Empfänger in Frage kommt, beschränkt sich der Crédito auf die Akteure des Tauschhandels und auf deren Angebot. Verkauft jemand eine Ware und erhält Créditos, muss er erstens darauf vertrauen, dass die Währung im Teilnehmerkreis weiterhin akzeptiert wird, was nicht verpflichtend ist [115], und zweitens darauf, dass er innerhalb des Angebots des Tauschnetzes auch Leistungen finden wird, die für ihn von Interesse sind, um die empfangenen Zahlungen selbst wieder für Käufe verwenden zu können. Letztendlich beruht die Deckung der Parallelwährung allein auf der „capacidad de producción y el compromiso de consumir en la Red, [quiere decir] la confianza que se tienen unos en otros, siendo todos los participantes responsables de todo.” [116] Angesichts des qualitäts- und mengenmäßig begrenzten und schwankenden Angebots ist das Risiko deutlich größer, mit unzulänglichen Leistungen bedient zu werden bzw. nichts Interessantes zu finden und dadurch die verdienten Créditos nur langsam oder schlimmstenfalls gar nicht mehr tauschen zu können. Denn für eine bestimmte Leistung gibt es je nach Größe des Nodo teilweise nur wenige Anbieter, die auch nicht immer regelmäßig präsent sind. Je geringer die Anzahl der Anbieter eines Produkts, desto größer das Risiko für den Nachfrager. Der Wegfall des einzigen Friseurs oder Arztes, z.B., macht den Trueque für den Nachfrager sofort wesentlich unattraktiver, da er in diesem Fall nicht, wie in der regulären Wirtschaft, auf einen anderen Anbieter ausweichen kann und daher unter Umständen seine Créditos nicht mehr eintauschen kann, wenn er sich nicht für andere Produkte interessiert.
Sucedió muchas veces que no encontré lo que buscaba. Uno, a veces, va con la idea de comprar un cierto producto. Por ejemplo, la pasta dentífrica, eso también, hubo épocas que la había en abundancia, después hubo épocas que no la conseguías nunca. Pero, a lo mejor, vas otra vez, y la encontrás, como a mi me pasó una vez acá. [117]
Der Vertrauensfaktor muss bei einem Parallelsystem dieser Art daher ungleich größer sein als in der herkömmlichen Wirtschaft, und die Teilnehmer werden stets eine gewisse Präferenz der „harten“ Währung an den Tag legen. [118] Dies zeigt sich z.B. an den bereits erwähnten gespaltenen Preisen, die zwar durch die Notwendigkeit der Reinvestition auf dem normalen Markt entstehen, aber gerade gegen Ende 2002 durch die Unsicherheit über das Angebot der Nodos verstärkt auftraten. Bestätigt wird die Tendenz zur „harten“ Währung auch durch die Auswirkungen des Anfang 2002 eingeführten staatlichen Sozialplans Plan Jefes y Jefas de Hogar, der arbeitslosen Haushaltsvorständen monatlich 150$ als Unterstützungszahlung gewährt: Dieses monetäre Einkommen veranlasste viele, dem Tauschsystem fernzubleiben. Leider ist dieses Denken kurzsichtig, da dadurch die Ersparnispotentiale des Trueque für das neue Einkommen nicht mehr ausgenutzt werden. In diesem Zusammenhang wird auch die Wahrnehmung des Trueque als vorübergehende Aktivität deutlich, die vor allem von der Mittelklasse als „descenso social que implica a la vez tener que confundirse con otros que son descritos negativamente“ [119] empfunden wird. Ein wirtschaftlicher Aufschwung mit sinkender Arbeitslosenzahl und höheren Einkommen in der begehrten Landeswährung würde somit zu einem deutlich reduzierten Zulauf und mit großer Wahrscheinlichkeit zum unweigerlichen Zusammenbruch der meisten Nodos führen. [120]
3.3 Exkurs: Die Stabilität der Parallelwährung auf dem Land
Nach der allgemeinen Betrachtung zu Preisbildung und Wert des Crédito muss an dieser Stelle auf die Besonderheiten der dörflichen Tauschgemeinschaften eingegangen werden. Wir haben bereits festgestellt, dass der Trueque hier stabiler funktionieren kann, da er in höherem Grade auf ländlicher Eigenproduktion an Lebensmitteln basiert. Damit ist er unabhängiger von der regulären Wirtschaft, was auch die Crédito-Preise niedrig hält. Frau Maruelli aus Frías beschreibt die Situation wie folgt:
En cuanto a los productos no perecederos de la canasta familiar, la gente llegó a agregar entre un 25 y 30% al valor del mercado formal. Estamos hablando de aquí en Frías, de que si un paquete de azucar costaba 75 centavos, lo estaban vendiendo a 1¢. En cambio, en Santiago Capital lo ponían un 100%. En otras ciudades, bueno, la mayoría le ponía entre un 100 y 150%. Eso en casi todos los articulos. En cuanto a los articulos perecederos, correspondiente a carne y verdulería, los que eran adquiridos en el mercado formal, practicamente le ponían entre un 50 y 75% del valor. Y los que eran productores, conservaban el valor del mercado formal o lo quitaban hasta un 50%. [121]
Doch gibt es noch einen zweiten Grund, warum die Parallelwirtschaft auf dem Lande größere Stabilität erreichen kann: Sie konkurriert dort in deutlich geringerem Maße mit der regulären Wirtschaft. Die Landbevölkerung bezieht wesentlich weniger Leistungen in der offiziellen Währung als die Stadtbevölkerung. Hier sind vor allem drei Gründe aufzuführen: Erstens hat man auf dem Land durch die Bebauung der Felder größere Möglichkeiten zur Selbstversorgung und ist damit nicht auf den Kauf dieser Produkte im regulären Wirtschaftssystem angewiesen. Zweitens sind die Kosten des Mindestwarenkorbs, der zur Versorgung einer Person notwendig ist, durch die Eigenproduktion sowie den Wegfall von Miet- und Transportkosten auf dem Land wesentlich geringer als für die Stadtbevölkerung. Drittens können aufgrund der spärlichen finanziellen Möglichkeiten der Landbevölkerung kaum Ausgaben in der formellen Ökonomie getätigt werden, wodurch auch Ausgaben für die Grundversorgung in den Bereichen Gesundheit, Transport bzw. häuslicher Infrastruktur (Wasser, Strom) in deutlich geringerem Ausmaß als in der Stadt getätigt werden. Diese drei Faktoren bedingen ein deutlich geringeres Transaktionsvolumen in der offiziellen Währung, was für die Tauschwährung wiederum einen Stabilitätsfaktor bedeutet, da ihr nun ein größerer Wert beigemessen wird und Fluchttendenzen hin zur „harten“ Währung nicht in so hohem Grad wie in der Stadt entstehen. Professor Marchini schließt daraus, dass die Kombination aus der größeren Unabhängigkeit der ländlichen Nodos und der geringeren Beteiligung der Landbevölkerung am herkömmlichen Geldkreislauf durch Selbstversorgung und Illiquidität bessere Voraussetzungen für ein eigenständiges und stabiles Funktionieren der Subsistenzwirtschaft sind. [122]
3.4 Geldmenge und transparente Emission
Wie bei jeder Geldwährung stellt sich das Problem der adäquaten Geldmenge, also die Menge, die notwendig ist, damit die Käufer ihre Zahlungen tätigen und die Produkte in Umlauf kommen. Ziel der Geldmengensteuerung ist „das Gleichgewicht zwischen dem Leistungsangebot in der Wirtschaft und der [diese Leistungen] nachfragenden Geldmenge“ [123]. Im Trueque aber erfolgt die Emission des Crédito nach der Anzahl der Personen, die dem System neu beitreten. Dadurch wird zwar die Umlaufmenge pro Kopf stabil gehalten, aber nicht unbedingt das Verhältnis von Umlauf- und Produktmenge:
Es decir, ¿si una persona ingresa con un auto recibe 50 arbolitos y si ingresa con un lápiz también? Pués, esto puede dar como resultado tanto poca como mucha moneda y los precios habrán de ajustarse a ello, pero no serán estables. [124]
Bieten die Teilnehmer keine der ausgegebenen Geldmenge entsprechenden Produkte an, steigen konsequenterweise die Preise. Genaugenommen müsste also vor Durchführung der Emission zunächst eine Schätzung des zukünftigen Transaktionsvolumens vorgenommen werden, wozu aber keinerlei zuverlässige Information verfügbar ist. Für den Fall eines Rückgangs der Produktionsmasse, z.B. durch verminderte Investitionsmöglichkeiten der Prosumenten, oder der Verlangsamung des Crédito-Umlaufs durch eine Verbesserung der Einkommenssituation in der regulären Wirtschaft, müsste es weiter einen Rücknahmemechanismus geben, durch den die Organisation Umlaufüberschüsse zeitweilig aus dem Verkehr ziehen und bei Bedarf später wieder zuführen kann. Ein solcher Mechanismus ist im Trueque außer für den Fall des Austritts eines Prosumenten nicht etabliert. Und auch hier kommt es oft vor, dass Teilnehmer die 50¢ bei Ende ihrer Mitgliedschaft nicht, wie vorgesehen, zurückgeben, so dass dieses ‚Geld’ im günstigsten Fall im Geldbeutel des Austretenden ruht und dadurch aus dem Verkehr gezogen wird, im schlechtesten Fall aber weiterhin in Umlauf bleibt. Neben den bereits angeführten Inflationsursachen (Gewinnmargen, Preisspekulation und importierte Inflation) ist die Frage der richtigen Geldmenge das zentrale Problem des Parallelsystems.
Das weitaus größere Problem bei der Emissionsfrage liegt aber in der Transparenz und Kontrolle der Emission. Es wurde bereits erwähnt, dass der Trueque im Laufe des Jahres 2002 unter einer Hyperinflation mit Inflationsraten von deutlich über 500% litt. Diese enormen Preissteigerungsraten des Tauschsystems sind in erster Linie auf die Überemission der Währung zurückzuführen, die durch Intransparenz und mangelnde Kontrolle der emittierenden Instanz möglich wird. Diese kann dadurch die Geldsouveränität zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen und damit das Vertrauen der Prosumenten missbrauchen. Um dies zu verhindern, ist es notwendig "introducir dimensiones de gestión basada en un sistema de democracia representativa, visibilidad de las acciones y control continuo de la misma y sus resultados.“ [125] Sehen wir uns die Tauschnetzwerke einzeln an. Die RTS regelte die Emission über die sogenannte Comisión Federal de Créditos, die sich aus den Vertretern der einzelnen Zonen zusammensetzte. Jeder Koordinator musste über den Geldumlauf seines Nodos Buch führen und die entsprechenden Bilanzen der Kommission vorlegen, die daraus zonale Bilanzen erstellte und daraufhin über die weitere Emissionsmenge entschied. Dadurch entstand ein demokratisches Entscheidungsverfahren mit wechselseitiger Kontrolle, wenn sich dies auch durch die große Anzahl der beteiligten Akteure oftmals als schwerfällig erwies.
Das Modell der RGT hingegen zentralisiert die Emission in den Händen seiner Initiatoren in Bernal, die somit die Rolle einer Zentralbank übernehmen, ohne dass es ein kontrollierendes Organ gibt. Damit sind einige Gefahren verbunden: Erstens bietet diese Macht Anreiz, den sogenannten „Seniorage“ [126] abzuschöpfen, d.h. Créditos für den eigenen Gebrauch zu emittieren. Zweitens ist die Versuchung groß, das Franchising-Modell für den eigenen Vorteil zu nutzen. Erinnern wir uns, dass jede Mitgliedschaft mindestens zwei Peso kostet, ein Preis der über den Druck- und Versandkosten der 50¢ liegt. Dadurch ist für die Organisatoren in Bernal der Anreiz groß, die Quantität der Mitglieder und damit den eigenen Profit zu maximieren, und zwar
[...] sin crear las condiciones para asegurar la calidad de las relaciones e intercambios, perdiendo el cuidado original en generar un sistema de relaciones de intercambio de trabajos o productos de trabajo y una comunidad capaz de emitir un equivalente general dinerario de circulación restringida basado en la confianza. [127]
Da die Registrierung von den Koordinatoren der Nodos vorgenommen und nach Bernal entweder direkt oder per Post weitergeleitet wird, verfügen auch sie über die Macht, durch die Angabe nicht existenter Teilnehmer billig an zusätzliche Créditos zu kommen, was in der Zentrale nicht kontrolliert werden kann und dort eventuell sogar gern gesehen wird, da jede Neuregistrierung monetäre Einkünfte bringt. Auch kommt es oft vor, dass sich Leute in mehreren Nodos registrieren und so mehrmals den Einstiegsbetrag von 50¢ erhalten, was wegen fehlender Infrastruktur in der Zentrale unbemerkt bleibt. Eine Koordinatorin beschreibt die Situation wie folgt:
Del PAR [= RGT] franquiciaron a dos manos, a la gente y a los coordinadores, sin preguntarles nada. [...] por ejemplo, vas vos con 60 o 70 planillas todas las semanas, y te entregaban los créditos para 60 o 70 planillas, cuando se sabía que era un nodo que entraban 20 personas. [...] después empezaron a aparecer coordinadores que llevaban 300 planillas por semana, y yo le decía, no puede ser nunca. ¿Cómo un nodo va a tener 300 socios por semana? Yo, que tengo 1000 personas adentro del nodo [...] jamás te puedo hacer más de 20 socios por día. Me di cuenta, a ellos [RGT, Bernal] les convenía... ellos miraban el bolsillo. Mientras que a nosotros nos entregaban papelitos, nosotros les entregábamos plata. Eran $200 de uno, $300 pesos de otro, [y] atendían a 200 coordinadores por día, imaginate al final del día la fortuna que se llevaban ellos. [128]
Durch die fehlenden Kontrollmöglichkeiten wurde also einfach registriert und emittiert, ohne auf das Verhältnis zwischen Geld- und Produktmenge zu achten. Beachtenswert ist hingegen die Transparenz der Daten bei der Zona Oeste, die über eine Datenbank Mehrfachregistrierungen vermeidet und über die Ausgabe der Créditos sowie über die Verwendung der Mitgliedsbeiträge genau Buch führt. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die monetären Einkünfte überwiegend zur Investition in das System verwendet werden, was durch die gute Ausstattung der Microemprendimientos wie des erwähnten Pizza-Projekts bestätigt wird.
Zu der grenzenlosen Emission der Créditos kam überdies ihre massive Fälschung. In der Tat ist dies ein schwieriges Problem, da dadurch die Verwendung von Sicherheitspapier notwendig wird bzw. alle Scheine unter großem Aufwand mit einem farbigen Stempel oder einer Unterschrift versehen werden müssen. Wiederum waren die Arbolitos der RGT am stärksten betroffen, obwohl sie bereits über Sicherheitsmarken wie Wasserzeichen verfügten. Laut Aussagen des Mitbegründers Carlos de Sanzo wurden Teile des Notenpapiers entwendet und so unrechtmäßige aber im Grunde echte Créditos hergestellt. Mehr als 30% der zirkulierenden Arbolitos waren „falsos“. [129] Für Experten wie Heloisa Primavera [130] wiederum war dies Teil der Machenschaften der RGT, die durch den Verkauf von Créditos vor den Clubs (50¢ für 2$) zusätzliche Einnahmen machte. Die Käufer dieser falschen Scheine konnten so leicht und billig an Créditos kommen, „con los cuales compraron el trabajo de otros sin trabajar“ [131].
Die Geldschwemme an gefälschten und überemittierten Créditos führte in den bonaerensischen Clubs zu einer Hyperinflation mit Preisen von z.B. 1500¢ für eine Tasse Kaffee. Dies verursachte letztendlich den Einbruch des Systems, da jeder nur noch versuchte, seine Créditos schnell gegen irgendwelche Waren zu tauschen, selbst aber logischerweise nichts mehr anbot, um nicht noch mehr Créditos zu erhalten:
Y la gente que iba, volcaba el bolso y venía una persona y se lo compraba todo porque esta persona estaba llena de créditos y sabía que esto se terminaba. O, por ejemplo, vos ibas a lo de Chacarita y sacabas las cosas y alguién decía: ‘No, no, qué tenés en el bolso?’ Y vos le decías: ‘bueno, tengo perchas, tengo destornilladores, tengo café, aceite’. ‘Bueno, cuanto vale todo el bolso completo?’ Así te decían. [132]
Das Landesinnere war von der Geldschwemme ungleichmäßig betroffen. Generell lässt sich vermuten, dass sich mit zunehmender Entfernung zu Buenos Aires geringere Auswirkungen zeigten und Clubs in entfernten Dörfern und Kleinstädten nichts davon spürten. Durch die Nachrichten über die Geschehnisse in der Hauptstadt verloren die Prosumenten dieser Regionen allerdings ebenfalls das Vertrauen in das System. Hinzu kam, dass im Zuge des explosionsartigen Anwachsens des Trueque alle Arten von Créditos in sämtlichen Nodos akzeptiert wurden. Betroffen vom Zusammenbruch waren daher alle Netzwerke und auch lokale Tauschringe. Die Folge ist, dass viele Prosumenten heute über große Mengen an Créditos verfügen, die nur noch Altpapier sind, in die sie aber ihre Arbeit und Geld investiert haben. Die Erfahrung mit beinahe zwei Jahren „masividad y desorden“ [133] zeigt, wie notwendig es ist, ein transparentes und kontrollfähiges System zu schaffen, das solche Fehlanreize verhindert sowie die Stabilität der Nebenwährung und damit auch das Vertrauen der Teilnehmer sichern kann.
Heute funktionieren die meisten Nodos in geschlossener Form. Sie emittieren entweder ihre eigene Währung oder versehen einen Teil der alten Créditos mit einem eigenen Stempel, um zu verhindern, dass Personen mit Brieftaschen voller alter Créditos eine erneute Geldschwemme auslösen. Die RGT und Zona Oeste existieren in Buenos Aires weiterhin in derselben Form, beide mit einer neuen noch fälschungssicherer gestalteten Währung.
3.5 Landesweite oder lokale Parallelwährung?
Durch das Vertrauens- und Kontrollproblem der Geldmengensteuerung drängt sich unmittelbar die Frage nach der geographischen Reichweite eines Nebenwährungsprojektes auf. Kann die landesweite Implementierung einer Einzelwährung sinnvoll sein, oder sollten sich Währungsversuche eher auf lokaler Ebene in begrenztem Radius abspielen? Zu dieser Frage ist der argentinische Trueque eine interessante Fallstudie, da er verschiedene Ansätze vereint. Neben dem landesweit angewendeten und zentral emittierten Arbolito der RGT sind da die zonalen, nach Provinzen bzw. kleineren Regionen aufgeteilten Créditos der RTS, die zwar lokal emittiert werden, aber durch die gegenseitige Anerkennung ebenfalls zu einer landesweit einheitlichen Währung werden. Schließlich gibt es noch geschlossene lokale Ansätze, deren geographische Ausweitung sich höchstens auf eine Provinz bezieht.
Der Vorteil einer einheitlichen Parallelwährung liegt augenscheinlich auf der Hand. Durch sie wird theoretisch der landesweite Austausch zwischen Nodos im Tauschnetzwerk möglich, d.h. man kann als Prosument in jedem Nodo des Netzwerks seine Produktion anbieten und seinen Bedarf decken. Dies leuchtet ein, vor allem, da das Angebot der städtischen Nodos komplementär zu dem der ländlichen Nodos ist. Während auf dem Land meist ein Überhang an Lebensmitteln herrscht und dafür industrielle Güter fehlen, die in Städten produziert werden, ist es in den städtischen Clubs genau umgekehrt. Ein Austausch wäre deshalb sinnvoll und würde der Stabilität des Systems dienen. Dennoch kamen in der Realität diese internodalen Tauschgeschäfte kaum zustande. Grund dafür waren in erster Linie die hohen Transportkosten, die aufgrund des teuren Benzins in herkömmlicher Währung zu entrichten waren. [134] Koordinatoren wiesen daneben auf ein weiteres gewichtiges Problem hin, nämlich die zum Teil enormen Preisunterschiede zwischen den Nodos. Natürlich waren diese auch durch die unterschiedliche Verbreitung der überemittierten Créditos bedingt, wodurch die Inflation vor allem in Buenos Aires extreme Ausmaße annahm, in ländlicheren Gebieten jedoch bedeutend geringer ausfiel. Dennoch existierten Preisunterschiede, wie bereits erwähnt, auch schon vorher. Prosumenten der billigeren ländlichen Clubs hatten in den städtischen deutlich geringere Kaufkraft „y volvieron desilusionados“ [135]. Umgekehrt bot sich für städtische Bewohner der Anreiz, ihre Güter in der Stadt teuer zu verkaufen, Einkäufe aber mit den verdienten Créditos in Nodos außerhalb der Stadt zu tätigen. Durch den Kaufkraftunterschied boten sie dort natürlich selbst deutlich weniger Güter an. Viele Städter aus Buenos Aires nutzten diese Gelegenheit, mit dem Ergebnis, dass die städtische Kaufkraft das Angebot der besuchten Nodos aufkaufte und der Nodo bzw. ganze Regionen mit Créditos überschwemmt wurden. Dadurch kam es dort zu Inflation, da ja einerseits die Produktmenge verringert, gleichzeitig aber die Geldmenge erhöht wurde. Anhand der unterschiedlichen Créditos der RTS konnten diese einseitigen Geldströme gut beobachtet werden. Carlos del Valle, Koordinator und Schulungsleiter der RTS bestätigt:
Por ejemplo, Mar del Plata se llenaba con créditos de otras regiones por el simple hecho de que los "veraneantes" de la Red llevaban mas papelitos que mercaderías, si es que las llevaban. El otro caso fue Gualeguaychú en la Provincia de Entre Ríos. Gente de Buenos Aires hacía tur de compras con papelitos. El otro caso fue el de la Zona norte de Santa Fe (Calchaquí y otras ciudades) con respecto a los créditos de Rosario. En una Interzonal declararon que no aceptaban más los Rosarinos en su Zona, para mí con toda razón. [136]
Um solche Probleme zu umgehen, wurde teilweise versucht, den Güteraustausch zwischen Nodos in Form des Direkttausches, also Ware gegen Ware ohne den Crédito als Vermittler, anzubahnen, doch auch diese Form kam durch mangelnde Organisation eher selten zustande.
Ein Missverhältnis zwischen Geld- und Produktionsmenge kann bei einer Einheitswährung mit zentralisierter Emission übrigens auch bereits durch die Emission entstehen, da die „Zentralbank“ die Geldmenge nach den Gegebenheiten des gesamten Landes festlegt und dabei die lokalen Bedürfnisse einzelner Regionen außer Acht lassen muss. Dies ist auch das Problem der regulären Landeswährungen und daher läge gerade der Sinn einer Komplementärwährung darin, das Tauschmittel individuell auf einzelne Regionen abzustimmen, um Abhilfe vor allem in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit zu schaffen. [137]
Daneben muss auch bei der Größe eines Währungsprojektes der Vertrauensfaktor berücksichtigt werden. Kann man das Vertrauen in die korrekte Emission der Währung und Führung des Systems durch geeignete Strukturen und Kontrollorgane eventuell noch sicherstellen, wie sieht es mit dem Vertrauen in die Produktionsfähigkeit der Prosumenten und ihren Willen, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, aus? Letzenendes würde die Einheitswährung bzw. auch die überall anerkannte Zonen-Währung „una ampliación del ámbito de la confianza a cientos (luego miles) de nodos y decenas de miles (luego millones) de personas” [138] nötig machen.
All diese Argumente sprechen für ein lokales Währungsprojekt mit begrenztem geographischen Umfang. Es ist erstens aus verwaltungs- und emissionstechnischen Gesichtspunkten leichter handhabbar und überschaubarer. Zweitens kann die Emission den regionalen Gegebenheiten besser angepasst werden und im Zweifelsfall ein Missverhältnis zwischen Geld- und Produktionsmenge durch geringere Emission pro Neumitglied ausgeglichen werden. Für den Einzelnen ist ein lokales System transparenter und leichter kontrollierbar, was sein Vertrauen in die Parallelwährung stärkt. Durch geeignete Kontrollinstanzen ist ferner die Macht der emittierenden Personen zu begrenzen, um Ausbeutung zu verhindern.
Die Frage nach der geeigneten geographischen Ausdehnung eines solchen Projektes ist nicht leicht zu beantworten und berührt ein bisher wenig erforschtes Gebiet. [139] Grundsätzlich ist es empfehlenswert, von einer Stadt als Zentrum ausgehend einen überschaubaren Radius auf das ländliche Umland zu ziehen, damit die Möglichkeit besteht, dass städtische und ländliche Nodos sich ergänzen, was der Stabilität des Gesamtsystems förderlich wäre. Dieser Austausch Stadt- Land sollte von den Organisatoren gefördert werden, damit Hemmnisse wie hohe Transportkosten wirksam abgebaut werden können. Damit es hierbei aber nicht zu Ausbeutungsmechanismen kommt, bedarf es ebenfalls strikter Regelungen und Kontrollmechanismen.
4. Die kritische Größe eines Clubs: zwei Kräfte im Widerstreit
Die Ausweitung des Vertrauens auf eine Vielzahl unbekannter Prosumenten spielt nicht nur bei der Frage einer landesweiten oder lokalen Parallelwährung eine Rolle, sie ist auch wesentlich für das Funktionieren eines einzelnen Nodo. Das soziale Kapital eines Clubs ist eine Kraft, welche eine Begrenzung der Teilnehmerzahl notwendig macht. Damit steht sie aber einer zweiten Kraft antagonistisch entgegen: Um den Teilnehmern eine interessante Produktvielfalt bieten zu können, ist das System auf eine relativ hohe Mitgliederzahl angewiesen. Das Zusammenspiel dieser beiden Kräfte ist für die Stabilität eines Tauschclubs ein entscheidender Faktor.
4.1 Notwendiges Größenwachstum und Produktvielfalt
Das Vertrauen des einzelnen Prosumenten in das Parallelsystem als Ganzes wird wesentlich beeinflusst von dem Nutzen, den er aus seinem „Stamm-Club“, bzw. bei mehreren, aus seinen regelmäßig besuchten Nodos ziehen kann. Nur wenn die einzelnen Nodos stabil funktionieren, wird auch ein Netzwerk stabil bleiben. Wie bereits erläutert, ist ein Teilnehmer in erster Linie daran interessiert, ein für ihn möglichst attraktives Angebot zu finden. Nur dann wird er Interesse daran haben, sein Angebot überhaupt in der Nebenwährung zu verkaufen. Zum Erwerb von Créditos ist er dann ebenfalls daran interessiert, Nachfrager für seine Produkte zu haben. Ein Tauschclub kann somit nur funktionieren, wenn Angebot und Nachfrage möglichst kompatibel sind. Dafür muss der Club aber eine bestimmte Größe erreicht haben, ab der sich auch eine attraktive Produktvarietät einstellt, durch die das System in eine Gleichgewichtslage gelangt. Diese Größenschwelle kann aber relativ hoch liegen, da mit der quantitativen Zunahme der Mitgliederzahl nicht unbedingt auch ein ebenso großes Anwachsen der Produktdiversifikation verbunden ist. Die Teilnehmer der Nodos stammen überwiegend aus derselben Sozialstruktur und weisen daher ähnliche Angebots- und Nachfragestrukturen auf (siehe II. 2.2.3). Nur durch die hohen und ständig steigenden Mitgliederzahlen gerade in den Jahren 2000 und 2001 mit der entsprechenden Erweiterung der Produktpalette konnten die Teilnehmer teilweise mehr als die Hälfte ihrer Versorgung über die Parallelökonomie abdecken, so dass der Trueque zu einer „alternativa permanente a la satisfacción de las necesidades“ [140] werden konnte.
Nimmt, wie ab Beginn 2002, die Teilnehmerzahl durch externe Gründe, z.B. durch die Einführung des Plan Jefes y Jefas de Hogar, oder interne Gründe wie den Vertrauensverlust durch Preisspekulation oder Qualitätsmängel ab, tritt ein Club schnell in eine Abwärtsspirale im Sinne einer klassischen Dilemmasituation ein, in der niemand mehr bereit ist, einen sinnvollen Beitrag zu leisten, wenn er sieht, dass es die anderen ebenfalls nicht tun und auch nicht tun werden, und das Angebot des Clubs für ihn somit uninteressant wird. Durch den Rückzug der eigenen Leistung aber trägt er selbst wiederum zur Verringerung der Angebotsvielfalt bei. Nach dem Motto ‚Rette sich, wer kann’ verschwinden zuerst die sehr begehrten teuren Dienstleistungen (Medizin, Handwerk) und die Lebensmittelproduktion, da ihre Anbieter mit den vielen erworbenen Créditos nichts mehr anzufangen wissen bzw. weitere Investitionen in der offiziellen Währung für sie unrentabel sind. Damit beschränkt sich das Angebot zunehmend auf weniger interessante Güter, der Einzelne hat keine Kostenreduzierungsvorteile mehr und stellt seine Teilnahme ebenfalls ein. Im Club der Kleinstadt Frías war der staatliche Sozialplan ein wesentlicher Grund für den Mitgliederaustritt, die Folgen der Überemission waren hier kaum spürbar. Frau Maurelli schildert die Entwicklung:
Empezó la disminución de prosumidores y en consecuencia, carencia de productos y bueno, empezó a desbaratarse, cada vez menos y menos, hasta que quedamos 25 personas ya sin variedad de productos, entonces, por eso se decidió cerrar el sistema. [141]
4.2 Das soziale Kapital der Gruppe
4.2.1 Ausbeutungstendenzen in großen Gruppen
Auf der anderen Seite werden große Clubs immer wieder als chaotisch, spekulativ und schlecht geführt geschildert. Schnell stößt man daher auf die Wichtigkeit des sozialen Kapitals, d.h. Interaktionsmuster und Zusammenhalt einer Tauschgruppe, auf das sich die Größenvorteile des Tauschclubs aber gerade negativ auswirken. Diese sozialen Faktoren sind ebenso wichtig zur Vertrauenssicherung und Stabilisierung eines Clubs wie die Produktvielfalt. Denken wir zurück an das Prinzip: „Su único respaldo es [...] la confianza que se tienen unos en otros, siendo todos los participantes responsables de todo“ [142]. Aus Solidarität und Verantwortungsbewusstsein der Teilnehmer ergeben sich Produktionsbereitschaft, Qualität und Preisstabilität der Produkte. Der Einzelne ist also letztendlich daran interessiert, dass alle Akteure die Spielregeln des Trueque befolgen. Diese Spielregeln werden aber nur in kleinen Gruppen eingehalten, da bei einer großen Teilnehmerzahl zum einen die Kontrolle von Seiten der Koordinatoren zunehmend erschwert wird, und zum anderen die gegenseitige Kontrolle der Teilnehmer durch die steigende Anonymität nicht mehr funktionieren kann. Auch der innere Zusammenhalt und das Gruppenbewusstsein gehen verloren, wodurch der Trueque zusätzlich seine sozialen Funktionen einbüßt. Frau Maurelli meint:
Cuando el nodo tenía 70 personas, era mucho mejor que con las 160 personas que teníamos después porque eramos mucho más responsables. Eramos más unidos y un poco más organizados. [143]
Die Folge eines zu starken Größenwachstums ist eine zunehmende Ausbeutung des Systems durch seine Akteure (Organisatoren wie Teilnehmer), wie sie beim Massenphänomen Trueque der letzten zwei Jahre beobachtet wurde. Mitgliederzahlen von bis zu 4000 Personen pro Club im Jahr 2001 und bis zu 20000 im Jahr 2002 führten zwangsläufig zu Preisspekulation, Inflation sowie geringerer Investitions- und Produktionsbereitschaft. Der Anreiz ist groß, selbst irgendwelche minderwertigen Gebrauchtwaren anzubieten, um die erworbenen Créditos gegen die begehrten Lebensmittel und Dienstleistungen zu tauschen. Niemand möchte sich mehr anstrengen bzw. investieren, und der folgende Qualitätsrückgang der Produkte führt letztendlich zu Vertrauensverlust, dem massiven Austritt von Teilnehmern und zum Zusammenbruch des Systems.
Por eso, esos nodos enormes con más de 3000 personas que había hasta el año pasado, ya desde el inicio son inestables. Es sumamente importante que los prosumidores se conozcan para que el control social dentro del grupo sea garantizado. [144]
Dieses Ausbeutungs- und Austrittsdilemma kann nur von der gesamten Gruppe überwunden werden. Zur moralischen Selbstbindung aller Teilnehmer werden in demokratischem Verfahren Spielregeln beschlossen, z.B. kein Ausweichen auf das Geldmedium, Einhaltung von Preislisten und vor allem Aufrechterhaltung der Produktion. Die Einhaltung dieser Regeln erfolgt durch gegenseitige Kontrolle und gemeinsame Evaluierung der Tauschaktivitäten am Ende der Treffen in den Abschlussrunden, in denen über Probleme beim Tauschen diskutiert wird und gemeinsam Verbesserungen beschlossen werden. Es ist klar, dass diese Selbstbindung nur in relativ kleinen Gruppen mit geringer Anonymität funktioniert.
4.2.2 Die Vorteile des dichten Kommunikationsnetzes kleiner Gruppen
Ein dichtes Kommunikationsnetz innerhalb der Gruppe schützt den Club nicht nur vor Ausbeutung, sondern trägt ferner auch wesentlich zur Verbesserung der Angebots- und Nachfragestruktur bei. Während der Gespräche, die sich durch die Tauschaktivitäten von selbst ergeben und in den Abschlussrunden erfahren die Teilnehmer mehr über die Bedürfnisse und Fähigkeiten der anderen. Diese Signale über die jeweils nachgefragten Leistungen ermöglichen eine stärkere Orientierung des Angebots an der Nachfrage, was wiederum für die Stabilität des Clubs unabdingbar ist.
Intensive Kommunikation bewirkt außerdem eine deutlich sensiblere Preisbildung. In den Abschlussrunden ist gerade die Preisbildungsfrage stets ein heftig diskutiertes Thema. Die Preise werden in der Regel als zu hoch empfunden und gemeinsam nach unten korrigiert. Information, z.B. über den Wert eines gebrauchten T-Shirts in Peso, wird zusammengetragen, was allen als Orientierungshilfe bei der Preissetzung dient. Interessant ist, dass die Gruppen gerne ein bestimmtes Produkt als Vergleichsmaßstab für die Festlegung der Preise anderer Leistungen heranziehen, um die Schwierigkeit der Preisrelationen in den Griff zu kriegen. In einem der beobachteten Nodos bot z.B. ein Mitglied Spülmittel zu einem vernünftigen Preis an, der kaum über dem Marktpreis lag. Daraufhin entstand der Vorschlag, dass sich alle anderen Produkte an diesem „patrón detergente“ [145] (Ankerwährung Spülmittel) orientieren sollten. Wie viele Flaschen Spülmittel ist also eine selbstgestrickte Jacke wert? Sicherlich immer noch eine schwierige Frage, doch die Orientierung an einem festen Gut macht sie für die Teilnehmer eher greifbar.
Bei sehr knappen Gütern wie den Grundnahrungsmitteln (Mehl, Zucker, etc.) muss die Gruppe in die Preisbildung regulierend eingreifen. Hier kann z.B. beschlossen werden, dass statt eines Eintrittsgeldes ein Grundnahrungsmittel mitzubringen ist, zumindest von denjenigen, die über monetäre Einkünfte verfügen. Dadurch wird das Angebot dieser begehrten Produkte in gewissen Mengen sichergestellt, was ihre Preisentwicklung in Grenzen hält. Daneben kann die Gruppe sogar die Ausschaltung des Preismechanismus beschließen, um horrende Preise bei diesen Gütern zu vermeiden. Dabei kann entweder die Verteilung nach der Dringlichkeit des Bedarfs erfolgen oder durch Verlosungen vorgenommen werden. Dazu werden alle Lebensmittel an einem speziellen Stand deponiert. Jeder, der Lebensmittel beiträgt, gibt diese beim Eintritt in den Club ab und erhält dafür den entsprechenden Wert in Créditos. Die Koordination hält dafür eine getrennte Kasse. Danach darf jeder Teilnehmer (unabhängig davon, ob er Lebensmittel beigesteuert hat) nach Aufruf seines Namens den Stand passieren und je nach vorhandener Menge zwei bis drei Produkte erwerben. Ankaufs- und Verkaufspreise sind dabei identisch, ihre Höhe wird in der Gruppe beschlossen.
Anhand der Notwendigkeit, normale Marktmechanismen wie den Preismechanismus aktiv zu beeinflussen, wird uns das Dilemma des Trueque bewusst: Sein Ziel ist die Schaffung einer gemeinschaftsorientierten Ökonomie (spanisch: „Economía Social“), in der „todos colaboran entre sí [y] toman de la red en la misma medida que ofrecen.“ [146], wodurch sowohl das Individuum als auch die Gemeinschaft profitiert. Er bezweckt eine Ausweitung der Werte Solidarität und Gegenseitigkeit herkömmlicher familiärer bzw. nachbarschaftlicher Netzwerkhilfe auf eine größere Personenzahl. Sein Problem ist, dass er diesen Anspruch ausgerechnet durch die Imitation eines herkömmlichen Marktmodells erreichen will, das bekanntlich den Individualnutzen in den Vordergrund stellt. Daneben partizipieren seine Teilnehmer ja auch weiterhin parallel in der regulären Wirtschaft. Nach Heloisa Primavera ist es daher nur logisch, dass seine Akteure dieselben Verhaltensweisen an den Tag legen, die sie aus dem regulären System gewohnt sind:
El sistema es inestable porque se desarrolla dentro de un paradigma diferente, que es el paradigma de la economía capitalista. Y puso en evidencia que la gente repetía en el comportamiento con el dinero del trueque el comportamiento con el dinero del sistema formal. [147]
Um dieser Instabilität zu begegnen, ist es wichtig, durch Schulungen, Kommunikation und Bewertung sozialer Beziehungen innerhalb einer kleinen Gruppe die Ausbeutungsgefahr gering zu halten.
Die Clubs stehen also in einem ständigen Zielkonflikt zwischen Größenwachstum und Produktvielfalt auf der einen, und der Erhaltung des sozialen Kapitals der Gruppe zur Sicherung von Kommunikation und Kontrolle auf der anderen Seite. Ist ein Club zu groß oder zu klein, führt dies in beiden Fällen zu Instabilität, Vertrauensverlust und Austritt von Teilnehmern. Die optimale Größe eines Clubs kann nur geschätzt werden. Die Aussagen der befragten Koordinatoren schwanken zwischen 60 bis 90, bzw. 150 bis 200 Personen. Doch gibt es auch Nodos, die mit bis zu 400 Personen angemessen funktionieren. Diese Begrenzungen zeigen aber, dass der Trueque einen massiven Ansturm in Krisenzeiten nicht aufnehmen kann, was seine Möglichkeiten zur Subsistenzsicherung der krisengebeutelten Masse deutlich beschränkt.
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Anmerkungen:
[97] Siehe Ausführungen unter 2.1 dieses Kapitels
[98] Fernando Sampayo, bereits zitiertes Gespräch
[99] Behörde zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen
[100] Susana Hintze, u.a., „Documento base de la jornada nacional sobre trueque y economía solidaria” in: Hintze, Susana (Hg.), Trueque y Economía Solidaria, Universidad Nacional de General Sarmiento, San Miguel, Buenos Aires 2003 (in Druck), S. 58
[101] Jorge Marchini, „Economía de trueque“ in: Clarín, Suplemento Económico, 05.05.2002, S. 3 - „wegen ihrer Komplexität, Spezifität und Produktions- bzw. Distributionsanforderungen. Dies ist der Fall bei Medikamenten, öffentlichen Dienstleistungen oder Brennstoffen.“ (eigene Übersetzung)
[102] Patricia Lescaro / Bárbara Altschuler, Políticas sociales y desarrollo local. Dos experiencias diversas: Club del Trueque y Unión de Trabajadores Desocupados (UTD) de Mosconi, Centro de Investigación de la Universidad Nacional de Cuyo, Buenos Aires 2002, S. 17 „einer spärlichen, artifiziellen Produktion geringer Produktivität“ (eigene Übersetzung)
[103] Jorge Marchini, bereits zitiertes Gespräch
[104] Industriell verarbeitete Lebensmittel wie Mehl oder Speiseöl sind aber auch dort eher Mangelware, da sie vom regulären Markt zugekauft werden müssen.
[105] Jorge Marchini, bereits zitiertes Gespräch
[106] Interview vom 10. 07. 2003 mit Carmen Hurtado aus Belgrano, Stadtteil der Mittelklasse in Buenos Aires. Sie baut im eigenen Garten Heilkräuter an und besucht verschiedene Nodos ihrer Umgebung. Anfänglich konnte sie dadurch ihre Ausgaben um bis zu 150$ pro Monat reduzieren.
Am Anfang gab es Lebensmittel, danach verschwanden sie fast gänzlich. Und wenn man sie fand, war ihr Preis sehr hoch und ihre Qualität oftmals zweifelhaft. Es gab gebrauchte Kleidung im Überfluss, aber frag mich nicht, in welchem Zustand sie war. Es gab Leute, die sie nicht mal gewaschen, gebügelt und schön hergerichtet brachten. Sie kamen mit den schmutzigen und zerschlissenen Sachen an. Das war der Moment, ab dem man nicht mehr viele interessante Dinge für Créditos fand.“ (eigene Übersetzung)
[107] Estela Maris, bereits zitiertes Gespräch; „sei nicht an die allzu bedürftigen Sektoren gerichtet, sondern nur geeignet für die Mittelklasse, da man ein Minimalkapital benötigt, um zu investieren.“ (eigene Übersetzung)
[108] Zur Sicherung ihrer Liquidität begannen viele Provinzen, sogenannte „Bonos Provinciales“, also Schuldscheine der Provinzregierungen auszustellen. 2002 wurde auch auf nationaler Ebene eine Quasigeldwährung eingeführt (LECOP). Insgesamt gibt es 14 Bonos, die rund 31% des Geldumlaufs im Land ausmachen und als Tausch- und Zahlungsmittel dienen. Im Gegensatz zum offiziellen Geld haben sie keine Wertaufbewahrungsfunktion. Seit 21. Mai 2003 werden sie systematisch aus dem Verkehr gezogen und durch Peso ersetzt. Vgl. Jorge Schvarzer / Hernán Finkelstein, “Bonos, Cuasimonedas y política económica” in: Instituto Argentino para el Desarrollo (IADE), Realidad Económica Nr. 193 (2003), S. 19
[109] Otmar Issing, Einführung in die Geldtheorie, München 2001, S. 3
[110] Vgl. Issing, S. 4
[111] Primavera, u.a., 1998, S. 8 „nicht Eigentümer eines Wertes, sondern Nutzer einer Serviceleistung, deren Gültigkeit begrenzt ist.“ (eigene Übersetzung)
[112] Coraggio, S. 267; „Z.B., wenn das Angebot begrenzt ist, kauft die Nachfrage alles zu verschiedenen Preisen (die Kuchen für 4¢ verschwinden zuerst, aber danach die für 8¢), ohne dass sich ein normaler Preis bilden würde, der der aufgewendeten Arbeit entsprechen würde.“ (eigene Übersetzung)
[113] Enzo Pellegrini, bereits zitiertes Gespräch; „denn auch die Leute, in ihrem Eifer zu spekulieren, verkauften dir z.B. den Zucker für 5¢.“ (eigene Übersetzung)
[114] Carmen Hurtado, bereits zitiertes Gespräch; „die Preise sind letztendlich willkürlich, und dadurch hoch.“ (eigene Übersetzung)
[115] Vgl. Primavera, u.a., 1998, S. 9
[116] Heloisa Primavera / Carlos del Valle, Cómo comenzar una Red de Trueque Solidario, Red Latinoamericana de Socioeconomía Solidaria – REDLASES, Buenos Aires 2001, S. 12 „Produktionskapazität und dem Kompromiss, im Tauschnetz zu konsumieren, d.h. auf dem gegenseitigen Vertrauen, wobei alle Teilnehmer für alles verantwortlich sind.“ (eigene Übersetzung)
[117] Enzo Pellegrini, bereits zitiertes Gespräch; „Es kam oft vor, dass ich nicht fand, was ich suchte. Manchmal geht man mit einer festen Idee los, um ein bestimmtes Produkt zu kaufen. Z.B., Zahnpasta, es gab Zeiten, wo es sie im Überfluss gab, danach gab es Zeiten, in denen man sie nie bekam. Aber vielleicht gehst du ein anderes Mal und findest sie, wie es mir hier oft erging.“ (eigene Übersetzung)
[118] vgl. Claus Offe / Rolf G. Heinze, Organisierte Eigenarbeit, Frankfurt 1990, S. 271ff.
[119] Hintze, S. 29; „sozialer Abstieg, der zugleich bedeutet, sich mit anderen mischen zu müssen, die negativ beschrieben werden.“ (eigene Übersetzung)
[120] Vgl. Douthwaite / Diefenbacher, S. 105
[121] Marcela Maruelli, bereits zitiertes Gespräch; „Was die nicht verderblichen Produkte des Familien-Warenkorbes betrifft, schlugen die Leute zwischen 25 und 30% auf die Preise des herkömmlichen Marktes auf. Wir sprechen hier in Frías davon, dass ein Päckchen Zucker, das 75 Centavos kostete, für 1¢ verkauft wurde. In der Stadt Santiago dagegen schlugen sie 100% auf. In anderen Städten, na ja, schlugen sie zwischen 100 und 150% auf. Das bei fast allen Artikeln. Was die verderblichen Produkte betrifft, also Fleisch und Gemüse, so schlugen sie zwischen 50 und 70% auf, wenn die Ware auf dem regulären Markt gekauft wurde. Und die, die selbst anbauten, hielten den offiziellen Preis bei oder reduzierten ihn um bis zu 50%.“ (eigene Übersetzung)
[122] Vgl. Jorge Marchini, bereits zitiertes Gespräch
[123] Vgl. Issing, S. 141: Die sogenannte Quantitätsgleichung M x U = H x P => M = P x H/U
Das Produkt von Geldmenge (M) und Umlaufgeschwindigkeit (U) ist identisch mit dem Gesamtumsatz, der sich als Produkt vom Preisniveau der Güter (P) und der physischen Menge aller in der Periode gekauften Güter (H) errechnet. Die Umlaufgeschwindigkeit gibt an, wie oft eine Geldeinheit durchschnittlich während einer Periode zu Zahlungen verwendet wird. Daraus werden zwei Zusammenhänge deutlich: Erstens führt eine Erhöhung von M bei konstanter Gütermenge und Umlaufgeschwindigkeit zur Erhöhung des Preisniveaus, d.h. zu Inflation. Zweitens hat ein Sinken der Gütermenge bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit und Geldmenge ebenfalls inflationäre Auswirkungen.
[124] Martín Krause, „Las limitaciones del Trueque“ in: Hintze, Susana: Trueque y Economía Solidaria, Universidad Nacional de General Sarmiento, San Miguel, Buenos Aires 2003 (in Druck), S. 113; „Das heißt, wenn eine Person mit einem Auto beitritt, erhält sie 50 Arbolitos, und wenn sie mit einem Bleistift kommt, ebenso? Nun, dies kann als Ergebnis ein Viel oder Wenig an Geldmenge bedeuten und die Preise werden sich dem anpassen müssen, aber sie werden nicht stabil sein.“ (eigene Übersetzung)
[125] Hintze, S. 21; „Führungsebenen einzuführen, die auf einem System demokratischer Repräsentation, Handlungstransparenz und ständiger Systemkontrolle bzw. Kontrolle seiner Resultate beruhen.“ (eigene Übersetzung)
[126] Krause, S. 114
[127] Hintze, S. 22; „Ohne die Voraussetzungen zu schaffen, um die Qualität der Beziehungen und Tauschakte zu sichern, bei gleichzeitigem Verlust der ursprünglichen Umsicht, ein System der Tauschbeziehungen von Arbeitsleistungen oder Arbeitsprodukten zu schaffen und eine Gemeinschaft zu etablieren, die fähig ist, ein allgemeines Geldäquivalent zu emittieren, dessen Umlauf begrenzt ist und das auf gegenseitigem Vertrauen beruht.“ (eigene Übersetzung)
[128] María Ines, Koordinatorin eines Nodo in José C. Paz, Gran Buenos Aires zitiert in: Leoni, S. 19. Die Angaben geben detailliert wieder, was die Gesprächspartner der vorliegenden Arbeit aus sekundärer Hand wussten.
Vom PAR (RGT) ‚franchisten’ sie in zwei Richtungen: Die Leute und die Koordinatoren, ohne sie zu irgendetwas gefragt zu haben. [...] z.B. gehst du jede Woche mit 60 – 70 Anmeldungen hin und sie gaben dir die Créditos für 60 – 70 Anmeldungen, obwohl man wusste, dass das ein Nodo war, wo nur 20 Personen neu hinzugekommen waren. [...] danach begannen Koordinatoren aufzutauchen, die 300 Anmeldungen pro Woche hinbrachten, und ich sagte, das kann niemals sein. Wie ist es möglich, dass ein Nodo 300 neue Teilnehmer pro Woche hat; ich habe hier 1000 Personen im Nodo [...] und kann niemals mehr als 20 neue Teilnehmer pro Woche haben. Mir wurde klar, denen in Bernal war das recht... sie schauten auf ihren Geldbeutel: Während sie uns Papierchen aushändigten, gaben wir ihnen echtes Geld. Das waren 200$ von einem, 300$ von einem anderen, und sie bedienten 200 Koordinatoren am Tag, stell dir das Vermögen vor, das sie am Ende des Tages davontrugen.“ (eigene Übersetzung)
[129] Carlos de Sanzo, bereits zitiertes Gespräch
[130] Interview vom 28. 06. 2003 mit Heloisa Primavera, Dozentin der Maestría de Administración Pública an der Fakultät für Wirtschaft der Universidad de Buenos Aires (UBA) und Leiterin des dortigen Forschungsprogramms für Komplementärwährungen und Sozialökonomie. Primavera selbst arbeitete zunächst mit den Gründern der RGT zusammen, setzte sich dann aber für die Spaltung des Netzwerks und die damit verbundene Gründung der RTS ein.
[131] Heloisa Primavera, bereits zitiertes Gespräch; „mit denen sie die Arbeit von anderen kauften ohne selbst zu arbeiten“. (eigene Übersetzung)
[132] Enzo Pellegrini, bereits zitiertes Gespräch; „Und die Leute die kamen, leerten ihre Taschen aus, und schon kam jemand und kaufte alles, weil diese Person haufenweise Créditos hatte und wusste, dass das Ganze bald zu Ende ging. Oder, z.B., wenn du zu dem Nodo in Chacarita gingst und gerade dabei warst, deine Sachen aus der Tasche zu ziehen, kam jemand und sagte: ‚Nein, nein, was hast du in der Tasche?’ Und du sagtest ihm: ‚Na ja, ich habe Kleiderbügel, Schraubenzieher, Kaffee, Öl.’ ‚Gut, wie viel kostet die komplette Tasche?’ Das sagten sie dir.“ (eigene Übersetzung)
[133] Rubén Gilardi, „Redes de Trueque“ in: Jefatura de Gabinete de Ministros (Hg.) Documentos de Apoyo del Seminario-Taller „La economía social en Argentina. Nuevas experiencias y estrategias de institucionalización”, Universidad Nacional de San Martín, Buenos Aires, 2003, S. 73
[134] Interview vom 04. 06. 2003 mit Ana Luz Abramowich und Gonzalo Vázquez vom Instituto del Conurbano der Universidad Nacional de General Sarmiento (UNGS) in San Miguel, Buenos Aires
[135] Marcela Maruelli, bereits zitiertes Gespräch; „und kamen desillusioniert zurück.“ (eigene Übersetzung)
[136] Carlos del Valle, bereits zitiertes Gespräch; „Z.B. Mar del Plata füllte sich mit Créditos anderer Zonen aufgrund der simplen Tatsache, dass die Sommerfrischler des Netzwerkes mehr Papierchen [=Créditos] als Waren hinbrachten, wenn sie überhaupt welche brachten. Der nächste Fall war Gualeguaychú in der Provinz Entre Ríos. Leute aus Buenos Aires veranstalteten Kauftouren mit Papierchen. Ein anderer Fall war der der Nordzone Santa Fes (Calchaquí und andere Städte) mit den Créditos aus Rosario. Auf einem Interzonaltreffen erklärten sie, sie würden die Créditos aus Rosario nicht mehr in ihren Nodos akzeptieren, für mich völlig zu recht.“ (eigene Übersetzung)
[137] Vgl. Lietaer, S. 343f.
[138] Hintze, S. 21; „eine Ausweitung des Vertrauensbereichs auf Hunderte (später Tausende) von Nodos und Zehntausende (später Millionen) von Personen.“ (eigene Übersetzung)
[139] Vgl. Douthwaite / Diefenbacher, S. 78
[140] Coraggio, S. 263; „permanente Alternative zur Bedürfnisbefriedigung“
[141] Marcela Maruelli, bereits zitiertes Gespräch; „Es begann der Rückgang der Prosumenten und folglich der Produktmangel, und na ja, alles begann auseinander zu brechen, immer weniger und weniger, bis wir nur noch 25 Personen waren und schon ohne Produktvielfalt, nun, deshalb entschloss man, das System zu schließen.“ (eigene Übersetzung)
[142] Primavera / del Valle, S. 12; „Seine einzige Deckung ist […] das gegenseitige Vertrauen, wobei alle Teilnehmer für alles verantwortlich sind.” (eigene Übersetzung)
[143] Marcela Maruelli, bereits zitiertes Gespräch; „Als der Nodo 70 Personen hatte, war es viel besser als mit den 160 Personen, die wir später hatten, weil wir viel verantwortungsbewusster waren. Wir waren geeinter und etwas besser organisiert.“ (eigene Übersetzung)
[144] Jorge Marchini, bereits zitiertes Gespräch; „Deshalb sind diese Nodos von über 3000 Personen, so wie es sie letztes Jahr gab, von vorneherein instabil. Es ist äußerst wichtig, dass die Prosumenten sich kennen, damit die soziale Kontrolle innerhalb der Gruppe garantiert ist.“ (eigene Übersetzung)
[145] Der Vorschlag wurde während einer Evaluationsrunde des Nodo „Montserrat“ gemacht.
[146] Primavera / del Valle, S. 3; „in der alle untereinander kooperieren und aus dem Netz in gleichem Maße nehmen, wie sie anbieten.“ (eigene Übersetzung)
[147] Heloisa Primavera, bereits zitiertes Gespräch; „Das System ist instabil, da es sich in einem anderen Paradigma entwickelt, dem Paradigma der kapitalistischen Wirtschaft. Und es bewies, dass die Leute in ihrem Umgang mit dem Geld des Trueque das Verhalten mit dem Geld des offiziellen Systems wiederholten.“ (eigene Übersetzung)