KRITIK & ANTWORT_3.5 zurück zur Übersicht >

Werner Onken:
Kritische Anmerkungen zu Joß Fritz „Abgesang auf ein politisches Chamäleon“

Der Autor des zweiteiligen Beitrags „Abgesang auf ein politisches Chamäleon“ gibt seinen Namen nicht zu erkennen und schreibt stattdessen unter dem Pseudonym „Joß Fritz“ – dem Namen einer bedeutenden Gestalt der Bundschuh-Bewegung im Bauernkrieg des 15. Jahrhunderts. Sein Dossier verfolgt die Absicht, Silvio Gesell und die Geld- und Bodenreformbewegung „aus antifaschistischer Sicht“ zu diskreditieren.[1]

Bevor ich auf einige der von „Joß Fritz“ erwähnten Details eingehe, möchte ich betonen, dass ich seinen antifaschistischen Impetus achte und dass es mir nicht darum geht, unbestreitbare Verfehlungen von Anhängern Gesells zu beschönigen. Solche Verfehlungen erscheinen mir jedoch nicht als ausreichender Grund für eine – vorschnelle – Verurteilung des Denkansatzes einer Geld- und Bodenreform, sondern als ein Anlass für das Bemühen, historische Verfehlungen von Anhängern Gesells kritisch aufzuarbeiten und zu verdeutlichen, welchen Beitrag eine Weiterentwicklung der Geld- und Bodenreformansätze zur Überwindung sozialer und ökologischer Krisen leisten könnte.

Ohne inhaltliche Auseinandersetzung mit diesen Denkansätzen drückt „Fritz Joß“ ihnen den Stempel „weder antikapitalistisch noch fortschrittlich“ auf und verweist anstelle von sachlichen Argumenten auf Verhaltensweisen einzelner Personen, die die Geld- und Bodenreform in ein schlechtes Licht rücken sollen.

● Die Behauptung, dass Gesell sich „nach erfolgreichen Immobilienspekulationen in Argentinien“ in der Schweiz angesiedelt habe, ist frei erfunden und entbehrt ebenso jeder sachlichen Grundlage wie die Behauptung, Gesell habe sich nach dem Ersten Weltkrieg „ein paar Villen in Rehbrücke bei Potsdam gekauft“. Allzu durchsichtig ist die Absicht von „Joß Fritz“, Gesells Bodenreformgedanken ausgerechnet durch Hinweise auf angebliche Immobilienspekulationen und Villenkäufe zu diskreditieren. Dabei war es für Gesell von besonderer Bedeutung, dass in der Bodenreform „der Geist Moses, Solons, Laotses, Stirners, Ibsens, Proudhons und des Bauernkriegs lebt“.[2]

● Die erste Zeitschrift von Gesell „Die Geldreform“ bzw. „Die Geld- und Bodenreform“ erschien in der Schweiz von 1902 bis 1904. Insofern ist es fragwürdig, wenn „Joß Fritz“ auf Georg Blumenthal und Gustav Simons als „langjährige Leser seiner Zeitschrift“ verweist.

● Georg Blumenthal entstammte der Arbeiterbewegung und blieb ihr durch regelmäßige Besuche der Berliner Arbeiterbildungsschule verbunden. „Joß Fritz“ denunziert ihn beiläufig durch den Nebensatz, er habe Streiks abgelehnt, und kritisiert seine Kontakte mit dem jüdischen Kulturphilosophen und Libertärsozialisten Gustav Landauer (der nach der Niederschlagung der Münchener Räterepublik im April 1919 auf bestialische Weise von sozialdemokratischen Gardisten ermordet wurde) und mit John Henry Mackay. Blumenthals Hang zu Max Stirners Individualanarchismus entbehrte nicht einer gewissen Einseitigkeit; aber er bewahrte ihn und Gesell auch davor, sich auf den „nationalistischen Wahn“[3] und andere Rassen- bzw. Klassengemeinschaftsideologien einzulassen.

● Der Ernährungsreformer Gustav Simons aus der bodenreformerischen Genossenschaftssiedlung Eden bei Oranienburg (wo Gesell von 1913 bis 1916 und von 1927 – 1930 lebte) war ganz zweifellos eine höchst problematische Gestalt, weil er die Boden- und Lebensreform mit einem deutschvölkischen Arierkult verband – der keineswegs zwangsläufig zu ihr gehört, sondern sie geradezu verfälscht. Im Gegensatz zur Behauptung von „Joß Fritz“ gehörte Gustav Simons auch nicht zu den Gründern der Eden-Genossenschaft. Zu ihren Gründern gehörte stattdessen der jüdische Arzt und Soziologe Prof. Franz Oppenheimer, der seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts einen starken bodenreformerischen Einfluss auf die zionistische Siedlungsbewegung in Palästina ausübte. Simons kam erst später nach Eden, wo es unter den Siedlern ein breites Spektrum von politischen Orientierungen von links bis rechts gab. Er starb 1914.

● Tatsächlich ließ sich Gesell im Ersten Weltkrieg zunächst von dem damals weit verbreiteten Patriotismus anstecken. Es trifft jedoch nicht zu, dass er überlegt hätte, „als Freiwilliger in das deutsche Heer einzutreten“, wofür er damals im Übrigen auch schon zu alt gewesen wäre. Seinen anfänglichen Patriotismus hat Gesell im Laufe des Krieges korrigiert und - statt „pazifistisches Gesäusel“ abzulehnen – in zwei Vorträgen in der Schweiz betont, dass sich der Frieden nicht durch bloße Abrüstung erreichen lässt, solange der in ungerechten Strukturen des Bodenrechts und des Geldwesens wurzelnde „bürgerliche Kriegszustand“ fortbesteht.[4]

● Wenn Gesell wirklich eine „drohende Revolution“ in Deutschland befürchtet hätte – wie „Joß Fritz“ behauptet - , warum hätte er sich dann im weiteren Verlauf der deutschen Novemberrevolution der ersten Bayerischen Räterepublik als Volksbeauftragter für das Finanzwesen zur Verfügung stellen sollen? Außerdem setzte er keine Hoffnungen in den kaiserlichen Beamtenapparat, sondern kritisierte Autoritätsgläubigkeit und Untertanengeist.[5] Und statt an bürgerliche oder gar an rechte bis rechtsradikale Parteien wandte sich Gesell immer wieder an die Sozialdemokratie und an die Gewerkschaften.[6] Mit Gregor und Otto Strasser oder anderen Nationalsozialisten arbeitete er entgegen der auf Udo Kissenkoetter zurückgehenden Behauptung nicht zusammen[7] und sein Gesamtwerk liefert auch keinen Hinweis darauf, dass Gesell den Wunsch geäußert hätte, es möge „seiner Bewegung einmal ein eigener Mussolini erstehen“.

● Was die von „Joß Fritz“ nur sehr oberflächlich kritisierten „eindeutig sozialdarwinistischen Positionen“ Gesells anbelangt, bedürfen diese einer differenzierteren Betrachtung, um sie als eine liberale, nichtrassistische Variante in das damalige Spektrum von linken und rechten Formen des Sozialdarwinismus einordnen zu können. Ihre historisch-kritische Aufarbeitung wurde inzwischen an anderer Stelle geleistet.[8]

● Was „Fritz Joß“ über die mit dem Geist der Geld- und Bodenreform nicht vereinbaren Verirrungen von Teilen ihrer Anhängerschaft während der NS-Diktatur und des Kalten Krieges zusammengetragen hat, ist leider tatsächlich geschehen. Wie die bisherigen Ansätze einer kritischen Aufarbeitung gezeigt haben, gab es jedoch auch andere Strömungen innerhalb der Geld- und Bodenreformbewegung.[9] Die 1946 in der damaligen britischen Zone gegründete Radikalsoziale Freiheitspartei (RSF), die sich nach dem Erreichen von nur knapp 1% der Stimmen bei der Bundestagswahl 1949 in Freisoziale Union (FSU) umbenannte, war unter der Leitung von Richard Batz und Peter Thielen noch nicht nationalkonservativ eingestellt. Ohne Aussicht, in der Zeit des deutschen Wiederaufbaus und des beginnenden Wirtschaftswunders politischen Einfluss oder Unterstützung von Seiten der Sozialdemokratie zu bekommen[10], wandte sich die FSU erst ab 1952 unter dem neuen Vorsitzenden Wilhelm Radecke gegen starke innere Widerstände nach rechts, wobei sie etwa 2000 ihrer zunächst annähernd 5000 Mitglieder verlor.[11] Ihre Suche nach Bündnispartnern in nationalkonservativen bis hin zu neonazistischen Kreisen (Sozialistische Reichspartei und Deutsche Soziale Union) ist ohne jeden Zweifel ein trauriger Tiefpunkt in der Geschichte der Geld- und Bodenreformbewegung. Obwohl es innerhalb der weiterhin unzahlenmäßig rapide abnehmenden Anhängerschaft der Geld- und Bodenreform noch immer unterschiedliche Strömungen gab, bekam sie für längere Zeit eine Schlagseite nach rechts. In seiner Studie über die deutschen Kleinparteien kam der Politologe Dirk van den Boom 1999 zu dem Jutta Ditfurth widersprechenden Eindruck, dass die FSU trotz ihrer „wenig seriösen Bündnisversuche mit rechtskonservativen und neutralistischen Gruppierungen“ über eine „weder banale noch populistische Programmatik“ auf einem „hohen Abstraktionsniveau“ verfügte. „Ihr starker wirtschaftspolitischer Schwerpunkt macht eine weitergehende Einordnung der Programmatik ins rechte Lager problematisch.“[12]

Gleichwohl näherte sich die Sozialwissenschaftliche Gesellschaft (SG), die sich unter der Leitung von Karl Walker[13] von der FSU ferngehalten hatte, nach dessen Tod unter der Leitung des Wirtschaftsprofessors Felix Binn gegen Ende der 1970er Jahre der FSU an. In der ihr nahe stehenden Heimvolkshochschule „Collegium Humanum“ in Vlotho (die 2008 vom Bundesinnenministerium als verfassungsfeindliche Institution verboten wurde) führte auch die SG zwei Veranstaltungen durch. Hierdurch ausgelöste interne Konflikte trugen dazu bei, dass Felix Binn 1983 den Vorsitz der SG aufgab und sich ganz zurückzog.

Mit dem Neuaufbau der SG und ihrer Tagungsreihe „Mündener Gespräche“ ab 1986, der Herausgabe von Gesells „Gesammelten Werken“, dem Hinzukommen der Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO) und der „Christen für gerechte Wirtschaftsordnung“ (CGW) begannen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre eine gleichsam reformatorische Rückbesinnung auf die Quellen der Geld- und Bodenreform und eine personelle Erneuerung ihrer Anhängerschaft, insbesondere durch die Wirksamkeit von Helmut Creutz, Margrit Kennedy, Dieter Suhr, Roland Geitmann u.a. Während der vergangen 20 Jahre hat sie zahlreiche Zeugnisse davon abgelegt hat, dass sie zur Verwirklichung von Gerechtigkeit und Frieden, Menschenrechten, Demokratie und Nachhaltigkeit beitragen will und bestrebt ist, sich mit entsprechenden zivilgesellschaftlichen Kräften zu vernetzen.[14]

Resümé

Nachdem die Geldreform in den 1890er Jahren im fernen Argentinien entstanden, zwischen 1902 und 1905 in der Schweiz um die Bodenreform ergänzt und zwischen 1906 und 1911 abermals in Argentinien um erste Ausblicke auf ihre internationale Dimension erweitert worden war, stellten die Jahre des Ersten Weltkriegs, der großen Inflations- und Deflationskrisen sowie des menschenverachtenden NS-Regimes ungünstige Rahmenbedingungen für den Ausbau des Geld- und Bodenreformansatzes auf einer stabilen menschenrechtlich und demokratisch gefestigten Grundlage dar.

Durch die drei Abonnenten seiner ersten Zeitschrift (Georg Blumenthal, Ernst Frankfurth und Gustav Simons) sah sich Gesell frühzeitig vor die Entscheidung zwischen unterschiedlichen politischen Ausrichtungen der Geld- und Bodenreform gestellt. Er entschied sich für eine enge Zusammenarbeit mit Blumenthal und wahrte Distanz gegenüber Simons. Der unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs stärker gewordene Einfluss nationalvölkischer Kräfte auf die Geld- und Bodenreformbewegung nahm während der 1920er Jahre vorerst wieder ab, zumal sich Gesell davon ausdrücklich fernhielt.[15] Nach seinem Tod (1930) wurde dieser Einfluss im Zuge der großen Weltwirtschaftskrise und des Absturzes Deutschlands in die nationalsozialistische Barbarei wieder stärker. Mit der Anbiederung von Teilen der Geld- und Bodenreformbewegung an das NS-Regime und ihrer Suche nach Bündnispartnern am rechten Rand des politischen Spektrums ab 1952 durchlebte sie gleichsam ihr ‚finsteres Mittelalter’, das bis in die 1980er andauern sollte.

In gewisser Hinsicht mag es verständlich sein, dass „Joß Fritz“ die Geld- und Bodenreformbewegung als ein „politisches Chamäleon“ erscheint. Das könnte mit der begrenzten Möglichkeit zusammenhängen, über einen längeren Zeitraum eine eigene Identität herauszubilden und zu festigen. Hinzu kam der Umstand, dass die im Vergleich zu anderen sozialen Bewegungen wie Sozialismus, Kommunismus, Anarchismus und Sozialdemokratie kleine Geld- und Bodenreformbewegung ihre Existenz in den sich zeitweise schnell ändernden politischen Verhältnissen als gefährdet empfinden konnte und sich vielleicht gerade deshalb einem höheren Anpassungsdruck ausgesetzt sah.

Gleich in seinem ersten Satz beklagt „Joß Fritz“, dass „immer wieder Anhänger der Freiwirtschaftstheorie Silvio Gesells bei Attac, Initiativen gegen Sozialabbau oder der Friedens- und Ökologiebewegung auftauchen.“ Statt hierin eine Aufdringlichkeit eines „politischen Chamäleons“ zu sehen, ließe sich die Suche nach solchen Kooperationspartnern auch als ein Zeichen dafür verstehen, dass die neuere Geld- und Bodenreformbewegung die Verfehlungen von Teilen ihrer Vorgänger erkannt hat, sie bewusst nicht wiederholen will und sich deshalb nicht an rechtsextreme Kreise wendet, sondern an andere Menschenrechts- und Demokratie-, Ökologie- und Friedensbewegungen, mit deren Grundwerten sie übereinstimmt.

„Joß Fritz“ und andere AntifaschistInnen begehen einen tragischen Fehler, wenn sie die Ziele der Geld- und Bodenreformbewegung mit einer Mischung aus Halbwahrheiten und Lügen als „Ideologie des deutschen Kleinbürgertums“ verleumden und die bisherigen Bemühungen um eine historisch-kritische Aufarbeitung ihrer Geschichte ignorieren bzw. selektiv Wahrgenommenes gegen sie verwenden, um sie aus dem aktuellen globalisierungskritischen Diskurs auszugrenzen. Ähnlich wie anderen kirchlichen und weltlichen Institutionen und Denkrichtungen gebührt auch den Geld- und BodenreformerInnen die Chance, historische Verirrungen einzusehen, sich davon zu distanzieren und sich im Blick auf Gegenwart und Zukunft neu zu orientieren.

Wenn AntifaschistInnen verhindern, dass wissenschaftliche und politische Kräfte in der Mitte der Gesellschaft und links von ihr im Dialog mit Geld- und BodenreformerInnen so elementar wichtige Themenfelder wie den menschlichen Umgang mit Boden und Ressourcen sowie Geld und Zins selbst besetzen, tragen sie zur erneuten Entstehung eines gefährlichen Vakuums bei, das sich dann nochmals mit rechtsextremen Ideologien füllen kann. Die NPD wartet bereits wie ehedem die NSDAP darauf, Angehörige der sich auflösenden Mittelschichten und der sozial ausgegrenzten unteren Schichten mit ihrer rechtsextremistisch pervertierten Form der Kritik an Bodenrecht und Geldwesen einfangen zu können.

Die Sorge um eine Wiederholung solcher historischer Fehlentwicklungen hat mich schon 1995 bewogen, mich brieflich zunächst an Robert Kurz und danach auch an Jutta Ditfurth zu wenden: „Ich empfinde es als Demagogie, wenn Sie Gesell und seinem Anhang ‚Einigkeit mit dem Kapital und den herrschenden Kreisen’ unterstellen. Wenn es eine solche Einigkeit wirklich gäbe, hätte das Kapital schon längst Gesells Theorien bei der Formulierung systemverteidigender Ideologien verwendet. … Ich empfinde es als nicht nur bedauerlich, sondern auch als unfair, dass Sie über die Freiwirtschaft in Ihrem Buch pauschale Verunglimpfungen verbreiten statt nach Licht- und Schattenseiten zu differenzieren. … So intolerant dürfen wir nicht miteinander umgehen, wenn wir uns glaubwürdig für Humanität und Demokratie, gegen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit einsetzen wollen. … In der Weimarer Republik haben Sozialdemokraten und Kommunisten Gesell entweder totgeschwiegen oder lächerlich gemacht und sich dann in der Weltwirtschaftskrise gegenseitig zerfleischt, bis die Nationalsozialisten die hoffnungslos gewordene Arbeiterschaft und die entwurzelten Mittelschichten ins Verderben führen konnten. Während sich Gesell während der 20er Jahre immer an die Linke wandte und eine sozialistische Einheitsfront wollte, haben viele seiner Anhänger aus Enttäuschung über die Abweisung seitens der platonisch geliebten Linken den Schwenk nach rechts mitgemacht. Sollen sich solche tragischen Verirrungen in der gegenwärtigen Krise wiederholen? Wollen Sie wirklich mithelfen potenzielle Lösungsansätze in die braune Ecke abzuschieben, zentrale Probleme wie die Bodenrechts- und Geldordnung dadurch den Rechten zu überlassen, sie damit unlösbar zu machen und endgültig zu tabuisieren – damit wir dann am Ende alle von der nächsten braunen Flut weggespült werden? … Ich habe die Hoffnung, dass Sie Gesells Ideen und seine Anhänger nicht mehr verfolgen und vielleicht sogar ‚vom Saulus zum Paulus’ werden – oder dass Sie zumindest nachdenklicher werden, gründlicher recherchieren und Ihre Urteile differenzierter abwägen. Es würde mich freuen, wenn wir in Zukunft zu einem in gegenseitiger persönlicher Achtung geführten kritischen Dialog gelangen könnten.“[16]

Weder Robert Kurz noch Jutta Ditfurth haben mir jemals geantwortet. So kam bedauerlicherweise bislang kein konstruktiver Dialog mit AntifaschistInnen über die Theorieansätze der Geld- und Bodenreformbewegung und die Licht- und Schattenseiten ihrer Geschichte zustande. Stattdessen werden die von Kurz und Ditfurth über sie verbreiteten Vorurteile, Halbwahrheiten und Verleumdungen von „Joß Fritz“ und Conrad Schuhler[17] weiter kolportiert. Wie lange noch? Und: Cui bono?

Anmerkungen

[1] Fritz Joß, Abgesang auf ein politisches Chamäleon – Eine Betrachtung der Freiwirtschaftsbewegung aus antifaschistischer Sicht. Download seinerzeit unter http://projekte/free.de/lotta/pdf/15/gesell.pdf > nicht mehr aktiv.
[2] Silvio Gesell, Die Reparation als direkte Aktion des deutschen Proletariats, in: Gesammelte Werke Band 14, Lütjenburg 1993, S. 398.
[3] Silvio Gesell, Die Reparation als direkte Aktion des deutschen Proletariats, in: Gesammelte Werke Band 14, Lütjenburg 1993, S. 397.
[4] Silvio Gesell, Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld (1916/1920), in: Gesammelte Werke Band 11, Lütjenburg 1991, S. 55.
[5] Silvio Gesell, Das Reichswährungsamt, in: GW Band 12, S. 76; GW Band 14, S. 349 – 350; Band 15, S. 202 – 204 und 210.
[6] Silvio Gesell GW Band 7, S. 331; Korrespondenz an die sozialdemokratische und sozialistische Presse, in: GW Band 10, S. 302 – 340; Denkschrift für die deutschen Gewerkschaften zum Gebrauch bei ihren Aktionen in der Frage der Währung, der Valuta und der Reparationen, in: GW Band 13, S. 193 – 350; Die Ausbeutung, ihre Ursachen und ihre Überwindung – Eine Gegenüberstellung meiner Kapitaltheorie und derjenigen von Karl Marx – Zweite Denkschrift an die deutschen Gewerkschaften, in: GW Band 13, S. 351 – 398.
[7] Udo Kissenkoetter, Gregor Strasser und die NSDAP, Stuttgart 1978, S. 97. Kissenkoetter beruft sich auf eine von Otto Strasser mündlich mitgeteilte Erinnerung. Das Gesamtwerk von Gesell enthält keine Anhaltspunkte für einen Gedankenaustausch mit Otto Strasser. Weder in seinen Veröffentlichungen noch in seinen Korrespondenzen hat Gesell jemals auf Otto Strasser Bezug genommen.
[8] Werner Onken, Vom Sozialdarwinismus zur Solidarischen Ökonomie – Kritische Aufarbeitung des Einflusses der Evolutionstheorie auf die Geld- und Bodenreformbewegung, folgt auf dieser Website im Bereich „Kritik & Antwort“ Kapitel 4.
[9] Hans-Joachim Werner, Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung – 100 Jahre Kampf für eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus, Münster 1990. - Werner Onken und Günter Bartsch, Die NWO-Bewegung unter dem Hakenkreuz – Anpassung und Widerstand, Lütjenburg 1996.
[10] Vgl. hierzu Erik Nölting, Die Wirtschaftspolitik und das Geldproblem (hrsg. von der SPD), Hannover 1948, S. 14 – 15 und 20.
[11] Über diesen Mitgliederverlust berichtete Elfriede Wenzel, die zu jener Zeit in der Geschäftsführung der FSU tätig war, in einem Brief an Hans Timm vom 16.7.1961, S. 3: „Zwei Jahre hatten wir, die nicht nationalsozialistisch Angekränkelten, dem Radecke gegeben – danach, so glaubten wir, würde die Luft rein sein. Wir hätten mit den 2000 Leuten, die wir verloren, hinausgehen und etwas Neues anfangen sollen.“ (Dieser Brief befindet sich im Archiv für Geld- und Bodenreform in Oldenburg. – Im Vorfeld der Bundestagswahl 1953 zerbrach zudem ein Wahlbündnis der FSU mit der damals vom späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann geleiteten Gesamtdeutschen Volkspartei.
[12] Dirk van den Boom, Politik diesseits der Macht? – Zu Einfluss, Funktion und Stellung von Kleinparteien im politischen System der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1999, S. 152, 154 und 159. – Vgl. außerdem Richard Stöss (Hg.), Parteien-Handbuch – Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945 – 1980, Opladen 1983/84, hier: Band 2, S. 1397 – 1423 über die FSU.
[13] Vgl. Karl Walker, Ausgewählte Werke, Lütjenburg 1995.
[14] Vgl. hierzu die Schriftenreihe „Fragen der Freiheit“ (www.sffo.de) , die „Zeitschrift für Sozialoekonomie“ (www.sozialoekonomie-online.de), den CGW-Rundbrief (www.cgw.de) und die Zeitschrift „Fairconomy“ (www.inwo.de).
[15] Vgl. Werner Onken, Silvio Gesell und die Natürliche Wirtschaftsordnung, Lütjenburg 1999, S. 81ff und 94ff.
[16] Brief des Verfassers an Robert Kurz c/o Eichborn Verlag in Frankfurt/M. vom 14.11.1995, und an Jutta Ditfurth c/o ÖkoLinX Verlag in Frankfurt/M. vom 11.12.1996; als „Offener Brief an Jutta Ditfurth“ abgedruckt in der Zeitschrift „Alternative 2000“, Nr. 2 (1996/97), S. 8 – 9.
[17] Conrad Schuhler, Weg mit dem „raffenden Kapital“, hoch das „schaffende Kapital“? – Silvio Gesells untaugliche Läuterung der „Marktwirtschaft“