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Ulrich Maurer
Eiszeit - Staatsstreich des Kapitals oder Renaissance der Linken
München 2006.

„Es ist phantastisch, wie sich der Zynismus der entfesselten Geldgier seine eigene ‚Theologie’ erschaffen hat. … Die neue Kirche hat auch ihre eigenen Sakralbauten, die Kathedralen und Türme des Geldes. Die Archäologen der Zukunft werden bei ihren Ausgrabungen unschwer erkennen, welcher Gott in unseren Tagen angebetet wurde.“ (S. 154 und 157)

„Eine Linke, die sich als antikapitalistisch versteht, sollte ihr Verhältnis zum Zins neu überdenken. Man sollte bedenken, dass es ohne Zinsen kein Finanzkapital geben kann, ohne Finanzkapital keinen Imperialismus und keine Globalisierung. In diesem Punkt – in der Kritik an Habgier, Diebstahl und der Überbewertung des Ökonomischen – können Gläubige und Linke den Schulterschluss suchen. … Auch die beinahe religiöse Fortschritts- und Technikvergötterung der Linken war ein Irrweg.“ (S. 253-254)

„Die Antwort der neuen Linken auf den globalisierten Kapitalismus heißt nicht Verstaatlichung, sondern Vergesellschaftung. Es ist unverkennbar, dass Verstaatlichung zwingend mit absoluter Machtkonzentration und in der Folge mit Feudalisierung einhergeht. Nicht die Marktkonkurrenz an sich ist das eigentliche Übel des Kapitalismus, sondern die schrankenlose Macht- und Profitorientierung mit ihrer innewohnenden Tendenz zur Kapital- und Machtkonzentration, zur Entstaatlichung und zur Zerstörung aller gesellschaftlichen Strukturen, die diesem Macht- und Gewinninteresse im Wege stehen. Ein ökonomisches und gesellschaftliches Modell der Linken muss deshalb auf einem Höchstmaß an kommunaler Selbstverwaltung und genossenschaftlichen Organisationsformen beruhen, sowie auf einer staatlichen Verfassung, die jeden Ansatz zur Bildung auch nur regionaler politischer oder ökonomischer Monopole unterbindet.“ (S. 261)